§ 24. 25.
German. Reiche in Italien. —
Rückeroberungen der Oströmer im 6. Jahrh. 47
darauf aber stieß ihn Theoderich bei einem Gastmahle nieder, eroberte
ganz Italien und gründete 493 das Ostgotenreich.
Die von ihm geschaffene Neuordnung beruhte auf einer Trennung der Neuordnung
beiden Gruppen der Bevölkerung nach der Verschiedenheit ihrer Begabung. 3tahens-
Die Römer sollten durch Erwerb für den Reichtum des Landes, die Goten
für seine Sicherheit sorgen. Sie erhielten ein Drittel des Grundbesitzes
und wohnten verstreut auf ihren Landsitzen und Kastellen; sie bildeten den
Kriegerstand, aber nicht als Söldner, sondern als Bürger des Reiches neben
den römischen Bürgern. Ihre Kinder sollten nicht in römischer Bildung
erzogen werden, nicht Lesen und Schreiben lernen, kein Geschäft betreiben,
höchstens Ackerbau neben dem Waffendienst. Den Römern verblieb die Zivil¬
verwaltung; sie wohnten in ihren Städten, behielten ihre Sprache und
wurden in ihren Sitten und ihrem Glauben nicht gestört. Das Gerichts-
wesen war römisch für die Römer, germanisch für die Germanen. — Wie
die Verschiedenheit der Bildung, welche die Römer auf die germanischen
„Barbaren" herabsehen ließ, so verschärfte auch die Verschiedenheit der katho-
tischen Römer und der arianischen Goten den Gegensatz.
Die germanischen Könige versuchte Theoderich zu einem engeren Theoderich
Bunde zu vereinen. Er feffelte mehrere durch Familienverbindungen an al5 5Re9ent
sich und gewann unter ihnen eine Art schiedsrichterlicher Stellung.
Zwischen den nie endenden Kriegswirren war seine Regiernng (493—
526) eine Zeit des Friedens für Italien. Kein Feind nahte den Küsten;
Behaglichkeit des Lebens und Wohlstand hoben sich allgemein. Kirchen
und Paläste wurden erbaut und Wasserleitungen angelegt; ein Teil der
Pontinischen Sümpfe wurde ausgetrocknet. Gleichwohl knüpften gegen
Ende seiner Regierung die Römer mit den Byzantinern Verbindungen
an; Theoderich mußte Verschwörungen mit Strenge unterdrücken. Er
starb 526 und ist bei Ravenna begraben, wo sich sein Grabmal aus
mächtigen Quadersteinen noch heute erhebt. Die Deutschen verherrlichten
ihn unter dem Namen Dietrich von Bern (Verona) in Sage und Lied.
— Er hinterließ keinen Sohn; seine Tochter Amalasuutha führte die
Vormundschaft für den zehnjährigen Enkel.
§ 25. Rückeroberungen der Oströmer im 6. Jahrhundert. Das
Oströmische Reich hatte zwar die Germanen aus seinen Grenzen ver-
drängt, verlor jedoch weite Landstrecken an die Slawen, die nicht nur
die von den Ostgermanen verlassenen Landstrecken einnahmen, sondern
auch mit Erfolg versuchten, sich an der unteren Donan festzufetzen. Die
innere politische Eutwickeluug des Reiches gelangte unter Kaiser Justiuiaul. Justiman i.
(527—565) zu einem Abschluß. Die Unterdrückung des Nika-Ausstaudes voll-(527-565)'
endete den kaiserlichen Absolutismus; das römische Recht wurde im Corpus
iuris zusammengestellt; die Baukunst schns in dem gewaltigen Kuppelbau
der Hagia Sophia ein Werk, das nicht mehr überboten wurde. Dagegen ver-
flachte nach Schließung der Philosophenschule in Athen (529) alles geistige
Leben zu dogmatischen Untersuchungen. Unter Justinian befestigte sich
das Oströmische Reich nach schweren äußeren Kämpfen gegen die Neuperser
und inneren Stürmen von neuem, so daß man an Eroberungen denken konnte.