Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

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Deutsche Geschichte im Mittelalter. 
Allgemeine Übersicht. 
Die vier Menschenalter Staufischen Königtums sind die von großen 
Kämpfen am stärksten bewegte, aber auch die an Neubildungen reichste 
Zeit des Mittelalters. 
Die größten Gegensätze kommen zum Austrag. 
a) Der Streit zwischen Kaiser und Papst. Noch erfüllen, ein 
Erbe der Cäsaren, die Gedanken, die das Ziel der Herrschaft in der 
Weltherrschaft sehen, die deutschen Kaiser, ja sie finden unter den 
Hohenstaufen glänzende Vertreter. Die Herrscher aus diesem Hause 
waren geistvolle Männer, die die Wissenschaften und Künste förderten und 
ausübten, dabei kraftvoll und von ritterlicher Gesinnung. All der Spitze 
ihrer Heere eroberten sie Italien. Heinrich VI. vereinigte die Krone des 
Normannenreiches in Unteritalien mit seinen übrigen Kronen; Friedrich II. 
fügte die Königreiche Sardinien und Jerusalem hinzu. 
Aber auch die Kirche strebte nach Herrschaft. Es mußte darüber zum 
Kampf zwischen beiden kommen. Dieser zum Teil mit großer Erbitterung 
geführte Kampf endet mit dem vollen Siege des Papsttums, ja dem 
Erlöschen des kaiserlichen Namens. Als Barbarossa durch die Ver- 
mähluug seines Sohnes mit der Erbin des Normannenreiches den Grund 
zur Größe seines Hauses zu legen glaubte, legte er den Grund zu dessen 
Untergang. Der letzte Hohenstanfe fand in Unteritalien den Tod auf dem 
Schafott. Trotzdem sind die Päpste nicht imstande, dem Verluste des 
Heiligen Landes vorzubeugen. 
b) Der Gegensatz zwischen kaiserlichem Universalismus und 
nationaler Selbständigkeit. Bei dem Versuche, ihre kaiserlichen An- 
sprüche zur Geltung zu bringen, trafen die Staufen auf den Widerstand 
der zum Selbstbewußtsein erwachten Nationen. 
Deutschland und Italien, deren Geschicke jahrhundertelang innig 
verflochten waren, scheiden sich voneinander. Auch diese Trennung 
entspricht (ebenso wie die vom Jahre 843) einer geschichtlichen Notwendig¬ 
keit, da beide Nationen ein eigentümliches, reiches geistiges Leben aus- 
gebildet hatten. 
Beide Nationen finden neue Aufgaben im Osten. Die großen 
italienischen Seestädte gründen sich am Ostrande des Mittel- 
meeres ein Reich, gleichzeitig erobern die Deutschen das Slawen- 
land jenseits der Elbe; es entstehen gleichsam neue deutsche Stämme, 
die später eine sehr starke Rückwirkung auf das Mutterland ausüben. 
c) Wandlungen im geistig - sittlichen Leben des Abend- 
laudes. Bisher war die Kirche allein die Führerin der Völker 
nicht nur im religiösen, sondern überhaupt im geistigen Leben; Bil- 
dnng war kirchliche Bildung. Diese Führung entgleitet ihren Händen. 
Die schwärmerisch gestimmte Frömmigkeit des 11. Jahrhunderts, aus 
der die Kreuzzüge hervorgegangen sind, erlischt in der Laienwelt und
	        
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