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Deutsche Geschichte im Mittelalter.
und Lüneburg blieben den Welsen. Bald darauf wurde Bayern an
Otto von Wittelsbach gegeben; doch wurden Tirol und Steiermark von
Bayern abgelöst.
Der Kaiser zog selbst ins Feld, um die Acht zu vollstrecken. Hatte
hundert Jahre früher der Norden geschlossen Heinrich IV. Widerstand ge¬
leistet, so fand Friedrich jetzt hier seine eifrigsten Verbündeten. Er kam bis
Lübeck und erhob die Stadt zur Reichsstadt. Heinrich mußte sich schließlich
unterwerfen, die Acht wurde aufgehoben, doch mußte er außer Landes gehen.
Mochte es für das Ansehen und die Macht des deutschen Königs
notwendig sein, einen Fürsten, dessen Macht der seinigen gleichkam, nicht
neben sich zu dulden, so erwies sich die Neuordnung, die darauf in
Norddeutschland geschaffen wurde, nicht als glücklich. Sobald in
den von Feinden gefährdeten Grenzgebieten an Stelle des einen mäch-
tigert Fürsten mehrere kleinere, oft untereinander verfeindete Fürsten ge-
treten waren, konnte das neu erworbene Land nicht behauptet werden.
Die Dänenkönige machten ihr Übergewicht geltend und drängten den
deutschen Einfluß zurück; es folgte „die dänische Zeit" der Ostsee-
fitste (bis 1227).
2. Friedrich stand auf der Höhe seiner Macht; in glänzenden
Festen kam sie zum Ausdruck; sein Ansehen in der ganzen Welt war groß.
Damals gelang ihm in seiner italienischen Politik ein großer Ersolg, der
aber von verhängnisvollen Folgen für die Zukunft seines Hauses war.
Auf seinem letzten Zug nach Italien vermählte er seinen ältesten Sohn
Heinrich mit Konstanze, der Erbin des Normannenreichs in
Unteritalien. Da dieser auch zu seinem Nachfolger in Deutschland aus-
ersehen war, so bestand die Aussicht, daß seine Macht von Sizilien bis
zur Nord- und Ostsee reichen werde.
3. Der dritte Kreuzzug. War die Eroberung Jerusalems nur
gelungen, weil die Welt des Islams durch die Zersplitterung und Feind-
schaft ihrer Oberhäupter zerrüttet war, so mußte ihre Einigung den Fort-
bestand der Krenzsahrerstaaten bedrohen. Kaum war Saladin, der
Sultan von Ägypten, zu überwiegendem Ansehen gelangt, als er dem
Könige von Jerusalem den Krieg erklärte und nach siegreicher Feldschlacht
Jerusalem eroberte (1187). Da nahm Friedrich (zum zweitenmal in
seinem Leben) willensstark das Kreuz. Glänzender wurde kein Kreuzzug
unternommen als dieser dritte, denn auch König Richard Löwen herz
und Philipp August zogen selbst ins Feld. Das deutsche Heer schlug
den Landweg durch Kleinasien ein. Aber der gewaltige Held, der sein
tatenreiches Leben Mit dem Kreuzzug zu krönen, das weltliche Kaisertum
als höchste Macht aus Erden im Kampf mit den Ungläubigen zu zeigeu
gedachte, fand beim Übergang über den Saleph sin Cilicien) am 10. Juni
1190 einen vorzeitigen Tod. Sein Sohn Friedrich führte zwar das
Heer zur Belagerung Akkons weiter, aber er starb bald, und die Deut-
schert traten neben Richard, der eine Tapferkeit entfaltete, die sagenhaft
wurde, in den Hintergrund. Jerusalem wurde nicht wiedererobert.