Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

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Deutsche Geschichte im Mittelalter. 
Der vierte Kreuzzug. Obwohl es Innozenz nicht gelang, die 
Wiedereroberung von Jerusalem herbeizuführen, so fand unter seinem Ponti- 
fikate die größte Einwirkung des lateinischen Abendlandes auf den 
Osten seit dem ersten Kreuzzuge statt. Kreuzfahrer, die sich in Venedig 
sammelten, wurden vom Dogen Henrico Dandolo bestimmt, die Stadt 
Zara für Venedig zu erobern. Hier erschien der aus Konstantinopel ver- 
triebene Komnene Alexius und erbat, unter Zusicherung einer großen Ent- 
schädigung, ihre Hilse gegen seine Feinde. Diese gingen auf das Anerbieten 
ein und führten Alexius zurück. Als er ihnen aber die versprochene Summe 
zu zahlen sich weigerte, eroberten sie Konstantinopel und begründeten hier 
das sogenannte lateinische Kaisertum, das Konstantinopel, Epirus, Thessa- 
lien und einen Teil von Griechenland und mehrere Lehnskönigtümer umfaßte, 
aber nur von 1204—1261 bestand. Venedig erhielt die größten Privi- 
legiert, dazu bedeutenden Gebiets- und Machtzuwachs. Aus der Plünderung 
Konstantinopels stammen die herrlichsten Kunstschätze der Markuskirche und 
des Dogenpalastes, vor allem die vier berühmten Bronzepferde und das 
prachtvolle Tor der Sophienkirche. 
Auch Innozenz erklärte sich schließlich einverstanden. 
Seine Stellung als die eines Herrn der ganzen Christenheit trat auf 
der vierten lateranischen Synode (1215), an der alle Patriarchen 
entweder in Person oder durch Vertreter teilnahmen, auf das glänzendste 
hervor. Hier wurde die päpstliche Gewalt ausdrücklich als die 
Stellvertreterin der göttlichen auf Erden bezeichnet. 
Die Opposition gegen die Verweltlichung der Kirche, die von den 
Albigensern (nach der Stadt Albi) und Waldensern, Anhängern 
des Petrus Waldus in Lyon, ausging, wurde durch die „Albigenser- 
kriege", die als Kreuzzüge geführt wurden, niedergeschlagen. 
Der drohenden Gefahr eines sich in der Stille vollziehenden allge¬ 
meinen Abfalles von der Kirche traten die Franziskaner und Dominikaner 
entgegen. Franz von Assisi (1182—1226) und der Altkastilianer Domi- 
nikus (1170—1221) sind ihre Stifter. Die Dominikaner wandten sich der 
Wissenschaft zu, sie nahmen die Lehrstühle an den Universitäten ein; die 
größten Vertreter der Philosophie des Mittelalters, der Scholastik (Albertus 
Magnus, Thomas von Aquino), gehörten ihrem Orden an. 
Damals erst durchdrang die Kirche das ganze bürgerliche Leben mit 
ihren Einrichtungen. 
§ fiO. Philipp von Schwaben (1198—1208) und Otto IX. (1198 
bis 1215). Die deutschen Wirren, die nach dem Tode Heinrichs VI. ein¬ 
traten, gaben Innozenz die Gelegenheit, das zuerst von Gregor VII. be¬ 
anspruchte Recht der Bestätigung des deutscheu Königs aus- 
zuüben; die Besetzung des Römischen Reiches sah er als sein 
alleiniges Vorrecht an; das Kaisertum sollte zum Lehen des Papstes 
werden. Die Macht des deutschen Königtums ist in dieser Zeit der Gegen- 
könige zerrüttet worden. Für Friedrich, den Sohn Heinrichs VI., den 
erwählten deutschen König, übernahm zunächst sein Oheim, der Herzog
	        
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