Otto der Große.
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graf Gero schuf zwischen Elbe und Oder eine Mark, etwa der heutigen
Mark Brandenburg entsprechend. Im Norden stellte er die Mark Schleswig
(947) wieder her und machte den Dänenkönig zu seinem Vasallen.
Der Christianisierung der Wenden dienten die von Otto gegrün-
deten Bistümer Oldenburg (in Wagrien, später nach Lübeck verlegt),
Havelberg, Brandenburg, Meißen, Merseburg, Zeitz (später nach Raum-
bürg verlegt), die er zuletzt alle dem von ihm gegründeten Erzbistum
Magdeburg unterstellte.
6. Die Verfassung, die Otto dem Reiche gab, befestigte das Über-
gewicht des Königs über die partikularen Gewalten.
Otto schuf sich in den Bischöfen Beamte, die ihm unbedingt ge-
horchten; er mehrte ihre Einkünfte und verlieh ihnen Grafenrechte, aber
er verlangte dafür von ihnen, daß sie zum Unterhalt des Hofes beitrugen,
auf den Reichstagen erschienen, Gepanzerte zu seinem Heere stellten, und
duldete nicht, daß sich ein Bischof auf seine geistlichen Pflichten zurückzog,
sondern forderte unweigerlich ihre Verwaltungstätigkeit. Aus der Zahl
der Bischöfe ernennt er seinen Kanzler, der im Rat die vornehmste
Stelle innehat, denn er leitet die Kanzlei, die den König immer begleitet,
besorgt die Ausfertigung der Urkunden und Akten, leistet die Gegen-
zeichnuug. In der Kanzlei und der Hofkapelle lernt der König die Geist-
lichen kennen, denen er später wichtige Ämter anvertraut, und erzieht
sie zu seinem Dienste. Der König, umgeben von den Bischöfen, regiert
das Reich.
Der deutsche König empfängt von nun an bei der Krönung die
Huldigung der anwesenden Fürsten, er besucht dann ans dem Königsum-
ritt die wichtigsten Plätze in den deutschen Gauen, läßt sich Treue schwören
und verleiht Lehen. Die Erträge des Reichsgutes, die Abgaben der
Kirche, die Gewinne aus Bergwerken, der Schlagschatz, die Tribute der
unterworfenen Völker bilden seine Einkünfte, die Aufgebote der Bischöfe
und Fürsten neben seinen eigenen Mannen sein Heer. An den hohen
Kirchenfesten trägt er die Krone, versammelt die Großen zu Reichstagen,
berät mit ihnen, gibt Lehen, macht Schenkungen, verleiht Urkunden, emp-
fängt Gesandte. Große Strecken des ungeheueru Urwaldes, der Deutsch¬
land bedeckt, werden vergabt mit der Verpflichtung des Empfängers,
Rodungen vorzunehmen und Dorfschaften anzusiedeln.
7. Otto empfängt die Kaiserkrone. Zum zweiten Male in Italien,
wurde Otto 962 vom Papste zum Kaiser gekrönt. Mit kurzen Unter-
brechuugen blieb er fast ein Jahrzehnt im Süden. Aufstände der trotzigen
Römer, Kämpfe mit dem byzantinischen Kaiser und den Sarazenen um
den Besitz von Unteritalien hielten ihn fest. Es gelang Otto zwar nicht,
die Griechen zu vertreiben, doch wurde er von ihnen als Kaiser anerkannt
und die griechische Prinzessin Theophano mit seinem Sohne Otto
vermählt.