Napoleon Bonaparte.
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§ 63. Der Kongreß zu Rastatt. Der Feldzug in Ägypten (1798
bis 1799). An den Rastatter Verhandlungen zwischen den Gesandten der
deutschen Höfe und der Französischen Republik nahm Bonaparte zuerst
persönlich Anteil; als sie sich aber in die Länge zogen, verließ er Rastatt,
um England, das allein noch gegen Frankreich in den Waffen stand, zu
bekämpfen. Er lief mit einer Flotte und einem Heere von 35000 Mann
von Tonlon aus und fuhr nach Ägypten, um für Frankreich die Herr-
fchaft über das Mittelmeer zu gewinnen und den Weg nach Ostindien,
wo Lord Wellesley noch mit Tippu Sahib kämpfte, zu öffnen. Es war
die stärkste Herausforderung Englands, zugleich kränkte er den Kaiser
Paul von Rußland, der den Johanniterorden auf Malta unter semen
Schutz genommen hatte, durch die Eroberung dieser Insel. Am 1. Juli
1798 landete er in Alexandrien, besiegte am 21. Juli in der Schlacht an
den Pyramiden die Mamelucken und besetzte Kairo. Aber am 1. An-
aust vernichtete Englands größter Seeheld Nelson die französische Flotte
auf der Reede von Abnkir und schnitt auf diese Weise dem Landheer
die Verbindung mit Frankreich ab. Da jetzt auch die Türkei in den Kampf
eintrat, wendete sich Napoleon nach Syrien, eroberte Jaffa, versuchte
aber vergeblich, das von den Engländern verteidigte Akka (St.-Jeau-d'Acre)
zu nehmen. Unverrichteter Dinge kehrte er nach Ägypten zurück und be-
siegte hier die Türken, die bereits gelandet waren, bei Abnkir (Juli 1799).
Da erhielt er die Nachricht, daß der Krieg in Europa wieder aus-
gebrochen sei.
§ 64. Der Krieg der zweiten Koalition (1799—1802). Noch bevor
die Rastatter Verhandlungen zu einer Einigung geführt hatten, hatte
William Pitt Österreich und den Kaiser Paul von Rußland, emen
sanatischen Gegner der Revolution, der in dem Auge Bonapartes nach
Ägypten und der Besitzergreifung von Malta eine Bedrohung seiner eigenen
Interessen auf dem Mittelmeere sah, zu einem Bunde gegen Frankreich
gewonnen, dem sich außer der Türkei und Portugal auch Neapel
^Hier aber wurden die Bonrbonen verjagt und im Januar 1799 die
Parthenopeische Republik gegründet. Auf den anderen Kriegsschau¬
plätzen hatten die Verbündeten zunächst große Erfolge. Jourdan hatte
bei Straß bürg den Rhein überschritten und war nach Südosten an die
Quellen der Donau und bis in die Nähe des Bodensees vorgerückt; hier
wurde er am 25. März 1799 von Erzherzog Karl bei Stockach ge-
schlagen und dadurch nicht nur er selbst auf Straßburg zurückgeworfen,
sondern auch Massen« aus der Ostschweiz nach Westen gedrängt. An-
fang April wurde auch in Italien der französische General Scherer m
der Schlacht bei Magnano (unweit der Etsch) besiegt. Infolgedessen
löste sich der trotz des Beginns der Feindseligkeiten noch immer versammelte
Rastatter Kongreß auf; die nach Straßburg abreisenden französischen
Gesandten wurden am 28. April unmittelbar vor den Toren Rastatts von