114 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der deutschen Geschichte.
Mit ungeheurer Arbeitskraft stellte Napoleon die zerrütteten Verhältnisse
Frankreichs wieder her, aber auf den Grundlagen, welche die Revolution ge-
schaffen hatte. Er stützte sich auf eine straff zentralisierte Verwaltung, ein
vortreffliches Heer, das nach dem Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht,
aber mit gesetzlicher Zulassung der Stellvertretung ergänzt wurde, und auf
wohlgeordnete Finanzen. Alles, was den Wohlstand des Landes hob, In-
dnstrie, Verkehrserleichterungen durch Straßen- und Kanalbau u. a., wurde
gefördert, die Rechtsverhältnisse durch den Code Napoleon geordnet, der
Unterricht gehoben und 1801 durch das Kontordat mit Pius VII. das
Verhältnis des französischen Staats zur katholischen Kirche neu geregelt.
Mit Recht konnte sich der Erste Konsul rühmen, daß er Frankreich
nach außen und im Innern den Frieden wiedergegeben habe; er gehörte
keiner Partei an, sondern stand über allen Parteien; jeder konnte in Frank-
reich leben, vorausgesetzt, daß er sich der neuen Ordnung fügte, viele alte
Emigranten kehrten nach Paris zurück und traten in den Dienst des Kaisers,
Seite an Seite mit ehemaligen Jakobinern.
Aber in den Kreisen der unversöhnten Gegner, sowohl der Royalisten
als der Republikaner, wurden Verschwörungen gegen das Leben des
Ersten Konsuls angestiftet, er entging kaum ihren Attentaten. Um seine
Feinde abzuschrecken, ließ er unter grober Verletzung des Völkerrechts im
März 1804 von Straßburg aus den Herzog von Enghien, der dem
Hanse der Bourboueu angehörte, in Ettenheim auf badischem Gebiet auf-
heben, in Paris vor ein Kriegsgericht stellen, und obwohl ihm Teilnahme
an einer Verschwörung nicht nachgewiesen werden konnte, zum Tode ver-
urteilen und in den Laufgräben von Vincennes erschießen.
Im Jahre 1804 wurde Napoleon durch Volksbeschluß mit über-
wältigender Stimmenmehrheit zum Kaiser der Franzosen gewählt. Am
2. Dezember salbte ihn der Papst Pius VII. in Notre-Dame zu Paris,
der Kaiser setzte sich einen goldenen Lorbeerkranz aufs Haupt, dann krönte
er seine Gemahlin.
1805 krönte er sich in Mailand zum König von Italien und ernannte
Eugen Beauharnais zum Vizekönig. Seine Generale machte er zu Mar-
schöllen und verlieh ihnen Herzogs- und Fürstentitel neben reichen Dota¬
tionen, so Ney, Davvüt, Massena, Oudiuot, Bernadotte, auch Talleyrand,
dem Minister des Auswärtigen. Sein Hof war der glänzendste in Europa.
§ 67. Der Krieg gegen die dritte Koalition (1805). Der dritte
Koalitionskrieg brachte die Entscheidung über die Weltstellung der beiden
Gegner Frankreich und England. Am Schluß des Krieges war Na-
poleon Herr auf dem Festlande, England hatte die Herrschaft zur See.
England sah sich durch die französischen Schutzzölle in seinem Handel
geschädigt und seine Sicherheit durch die Stellung des Gegners an der
ihm gegenüberliegenden Küste des Kanals von Brest bis zur Nordspitze
von Holland ernstlich gefährdet. Als William Pitt das Ministerium
wieder übernommen hatte, kam es zum Bruch. Napoleon vereinigte seine