Full text: Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 6)

12 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der deutschen Geschichte. 
Ludwig XIV. die vormundschaftliche Regierung führte, die eingeschlagene 
Politik fort. Der Aufstand der Fronde, in der sich alle unzufriedenen 
Elemente zusammengefunden hatten, nötigte ihn 1651 zur Flucht; aber 
der Sieg der königlichen Truppen unter Turenne in einer Vorstadt 
von Paris brachte ihn wieder zur Herrschaft. Er schloß 1648 den 
Westfälischen Frieden ab und gewann 1659 im Pyrenäischen 
Frieden, der den viernndzwanzigjährigen Krieg gegen Spanien beendete, 
Ronssillon (im Süden) und Artois (im Norden) für Frankreich,- da- 
mals setzte er die Vermählung Ludwigs XIV. mit Maria Theresia, 
der Tochter Philipps IV., durch, um den Bonrbonen einen Erbanspruch 
auf Spanien zu verschaffen. 1658 vereinigte er eine Anzahl deutscher 
Fürsten im Westen des Reiches zu dem Rheinbund, der gegen das 
Hans Habsburg gerichtet war; er erhielt eine feste Organisation und 
wurde mehrmals erneuert. 
Ludwig XIV. 1643 (1661) —1715. 
Hatte bisher die Monarchie zwei Repräsentanten gehabt, den König 
und den ersten Minister, so vereinigte Ludwig XIV. die Stellung des 
Königs und die Gewalt des ersten Ministers. 
§ 2. Ludwig XIV. und seine Minister. Ludwig XIV. besaß viele 
Eigenschaften eines großen Herrschers, klaren Verstand uud'festen Willen; 
er ernannte nach Mazarins Tode keinen ersten Minister mehr, sondern 
widmete sich persönlich den Staatsgeschäften. Er arbeitete täglich und, 
seit der Erfolg seine Schritte begleitete, bei wachsendem Eifer und an- 
haltender Ausdauer mit seinen Ratgebern und erwarb sich eine große 
Gewandtheit und Sicherheit in der Erledigung der Arbeiten. Ein glück- 
liches Talent bewährte er in der Wahl seiner Minister. Le Tellier, 
der die inneren Angelegenheiten bearbeitete, Colbert, der an der Spitze 
der Finanzen und des Handels stand, Lionne, einer der geschicktesten 
Diplomaten, und der Kriegsminister Louvois, Le Telliers Sohn, waren 
unermüdlich in seinem Dienste. 
Die Finanzverwaltung Colberts, dieses rastlosen Arbeiters, ver- 
schaffte dem Könige die Mittel für seine Kriege wie zur Durchführung 
der Ordnung im Inneren, für seine Bauten und für feine Hofhaltung. 
Die Fürsorge für Handel und Industrie (Merkantilfystem) und die Er- 
Werbung überfeeifcher Kolonien erschloß dem Lande neue und ergiebige 
Quellen des Reichtums. Aber der mit den steigenden Geldanfprüchen zu- 
nehmende Steuerdruck erweckte schließlich in der Bevölkerung starke Er- 
bitteruug gegen Colberts Verwaltung. 
Louvois brachte das Heerwesen auf eine damals nirgends sonst 
erreichte Höhe. Er ordnete Werbung, Einteilung, Uniformierung, Be- 
waffnnng uud Ausbildung der Truppen neu und schuf ein dem Könige 
unbedingt ergebenes Offizierkorps. Er brachte die Kriegsstärke des Heeres
	        
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