Full text: Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 6)

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Der Krieg gegen die Republik. 199 
Im Großen Hauptquartier des deutschen Heeres wurden noch am 
2. September alle Anordnungen zum Vormarsch auf Paris getroffen. Den 
linken Flügel nahm die dritte, den rechten die Maasarmee em. Unter- 
wegs zoa man den nötigen Ersatz an Mannschaften, Munition und ^tns- 
rüstunasgegenständen aus der Heimat heran. Am 19. September wurde 
Paris nach einigen Gefechten, besonders bei dem südlich der Hauptstadt 
gelegenen Sceaux, wo Bayern und Preußen die Pariser Truppen zurück- 
warfen eingeschlossen. Die Maasarmee lag auf der Ost- und Nord- 
seite, die dritte auf der Süd- und Westseite der Hauptstadt. Das Haupt- 
quartier wurde nach Versailles verlegt. 
In der zweiten Halste des Septembers waren die deutschen Heere 
um Straßburg, Metz und Paris gelagert. Die beiden Gegner vertauschten 
die Rollen; waren bisher die Deutschen unaufhaltsam zum Angriff vor- 
geschritten, fo lagen sie jetzt fest und mußten sich verteidigen, den franzo- 
fischen Heeren fiel dagegen die Aufgabe zu, zum Angriff überzugehen, um 
Paris zu befreien. Ihre Armeen sammelten sich im Norden bei Amiens 
und Roueu, im Süden hinter der Loire. 
Straßburg leistete kraftvollen Widerstand und wurde darin noch durch 
den neu ernannten republikanischen Präsekten Valentin bestärkt, dem es 
unter den größten Gefahren geglückt war, durch die Linien der Belagerer 
hindurch am 23. September in die Stadt hineinzugelangen. Als stch 
jedoch die Belagerungsarbeiten den Wällen selbst näherten und eme große 
Bresche geschossen war, sah General Uhrich die Nutzlosigkeit weiteren 
Widerstandes ein. Am 27. September erschien auf dem Münsterturm die 
weiße Fahne, und am frühen Morgen des 28. wurde die Kapitulation 
abgeschlossen. Großherzog Friedrich von Baden zog an der Seite 
des Generals von Werder am 30. September in die Stadt ein. 
Dieser erhielt dann den Auftrag, die Vogefen zu überschreiten, die 
französischen Freischaren zu zerstreuen und nach dem oberen Saönegebiet 
vorzudringen. Während eine Reservedivision im Elsaß zurückblieb und am 
24. Oktober die Festung Schlettstadt, am 10. November Neubreisach 
einnahm, sandte Werder die badische Brigade Degenfeld durch das 
Breuschtal voraus, überschritt dann selbst unter fortdauernden Gefechten 
die Vogefen, warf, mit Degenfeld wieder vereinigt, die zuerst gebildeten 
Truppen der neuen Ostarmee zurück und trieb den Feind bis nach Be- 
sancon vor sich her. Nach Abzweigung der Landwehrdivision Tresckow, 
die Belfort einschloß, wandte er sich gegen Dijon, das am 31. Ok- 
tober nach schweren Kämpfen von den Badenern erobert wurde. 
Da sich Anfang Oktober auch größere stanzösische Streitkräfte in der 
Nähe von Orleans zeigten, erhielt General von der Tann, der mit 
der dritten Armee vor Paris lag, den Befehl, mit dem 1. bayrischen 
Korps und zwei preußischen Divisionen aufzubrechen und jene Stadt an- 
zugreifen, die zu besetzen ihm nach mehreren Gefechten am 11. Oktober 
auch glücklich gelang.
	        
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