Full text: Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 6)

Die übrigen Großmächte der Gegenwart. 
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1829 wurde unter dem Ministerium des Herzogs von Wellington 
die Test akte (vgl. § 12) aufgehoben, seitdem erhielten die Katholiken Zu- 
tritt zum Parlament und den Staatsämtern; damit gewannen die Iren 
Eintritt ins Unterhaus. , . 
1832 erfolgte unter dem Eindruck der Revolutionen m Frankreich 
und Belgien die Parlamentsreform; danach verloren etwa 60 kleine 
Orte das Recht, das sie bisher besessen hatten, einen Vertreter in das 
Unterhaus zu schicken, dafür wurde bei mehreren Grafschaften und grö- 
Heren Städten das Wahlrecht erweitert. 
1837 bestieg Viktoria, die Nichte König Wilhelms IV. (1830—1837), 
ben Thron; es trat damit die Trennung Englands von Hannover 
ein da hier weibliche Thronfolge ausgeschlossen war. Königin Viktoria 
vermählte sich 1840 mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Koburg. 
Bis dahin genoß die Landwirtschaft in England den Schutz hoher 
Kornzölle. Unter Führung von Richard C ob den in Manchester be- 
gann eine große Agitation für den Freihandels die allmählich das 
ganze Land zu ihren Anschauungen bekehrte. 1846 erfolgte die Auf¬ 
hebung derKornzölle, seitdem genoß die englische Bevölkerung billige 
Getreidepreise insolge starker überseeischer Einsuhr; die Nebenwirkung des 
Gesetzes war die, daß die kleineren und mittleren landwirtschaftlichen Be- 
triebe verschwanden und sich die ländliche Bevölkerung durch Abwände- 
rnng nach den Städten oder in überseeische Gebiete stark verminderte, die 
größeren Betriebe zur Weidewirtschaft und Viehzucht übergingen. 
1848 brach die Chartistenbewegung aus; man beabsichtigte, durch 
eine Massenpetition an das englische Unterhaus das allgemeine Wahl- 
recht einzuführen. Der Versuch blieb ohne Erfolg; doch ist das Wahl- 
recht durch Gesetze von 1867, 1884 und 1885 erweitert worden. 
Fortwährend beschäftigten die irischen Unruhen das Parlament. Da 
der Grund und Boden in Irland in englischen Händen war und an Iren 
zu ungünstigen Bedingungen verpachtet wurde, entstand in der Bevölkerung 
eine große Notlage, die zu massenhafter Auswanderung nach den Kolonien 
führte und unaufhörlich Unruhen im Lande hervorrief. Endlich bildeten 
die irischen Abgeordneten im Unterhause eine geschlossene Partei, die 
zwischen Whigs und Torys zuweilen den Ausschlag gab, und es mußte 
jeder Regierung daran liegen, sie zu gewinnen. Die irischen Zustände 
versuchte Gladstone 1881 durch die irische Landbill zum Schutze der 
Pächter zu heilen, ohne jedoch einen vollen Ersolg zu erzielen. Als er 
dann, um die Wünsche der Iren zu befriedigen, den Antrag stellte, Irland 
eigenes Recht und eigene Verfassung (Home rule) zu gewähren, konnte 
er die Mehrheit des Hauses nicht gewinnen. 
Auswärtige Angelegenheiten. In der ersten Hälfte des neun- 
zehnten Jahrhunderts baute England feinen füd- und ostasiatischen 
Besitz aus; es drang in Vorderindien bis ins P and schab vor und be- 
gann 1839 die immer schwierigen, nicht immer siegreichen Kriege gegen 
das tapfere Gebirgsvolk der Afghanen. Es faßte Fuß an der Westküste
	        
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