2. Sittenbild und Landschaft. - Terborch, Metsu, Jan Steen. — Ruysdael.
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46. Jan Steen, St. Niklasfest. Reichsmuseum, Amsterdam. (Phot. Bruckmann.)
Das aus dem Andachtsbilde sich entwickelnde Sittenbild gewann in Holland große
Bedeutung und ward zum treuen Spiegel des Lebens der höheren, mittleren und niederen
Stände. Schier unabsehbar ist die Reihe der hierhergehörigen holländischen Meister. Hier
nur wenige Proben! Die vornehmen Kreise schildert mit Vorliebe Gerhard Terborch.
Eine außerordentlich feine Stimmung atmet sein „Konzert" (43). Wie sind die beiden Damen
in ihr Spiel vertieft! Wie wird durch die perspektivische Verkürzung des hochbeinigen
Spinetts die Tiefe des Raumes gewonnen! Auch das übrige Mobiliar des Raumes zeigt
in seiner Geradlinigkeit eine fast puritanische Strenge. Terborch ebenbürtig ist Gabriel
Metsu, der sich mit gleicher Meisterschaft im höheren wie im mittleren Genre bewegt.
Sein „Vogelhändler" (44) erinnert zugleich daran, welcher Beliebtheit sich in Holland das Tier-
bild und das Stilleben erfreuten. Jan Steen ist neben Adrian von Ostade als größter
Bauernmaler zu nennen, doch beobachtet er mit feinem Humor auch das eigne Familien-
leben. Wie weiß er in seinem St. Riklastag die kleinen Freuden und Leiden einer solchen
Bescherung zu schildern und das Auge geschickt von einer Figur zur anderen zu leiten!
Wie das Genrebild, so fußte auch das Landschaftsbild der holländischen Schule auf
heimischem Boden. Gleichwie bei den Venezianern gab hier überdies die von der Seeluft
getränkte Atmosphäre der Kunst eine Fülle von Licht- und Luftproblemen auf, denen sie mit
größter Liebe nachging. Der berühmteste holländische Landschafter, Jakob von Ruysdael,
zeichnet sich außerdem durch eine tiefpoetische Empfindung aus.