Full text: Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart (Teil 6)

Poussin, Lorrain, Watteau. 
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53. Claude Gelee, gen. Le Lorrain. Landschaft mit Acis und Galathea, Dresden. 
(Phot. Hanfstaengl.) 
Weniger als die spanische Malerei konnte die französische ihre Blutsverwandtschaft 
mit der italienischen verleugnen und blieb zumeist in ihrem (Befolge. Reiner^ Klassizist 
wurde in Rom, das er kaum je wieder verließ, der aus der Normandie gebürtige Nicolas 
Poussin. Seine arkadische Hirtenszene gibt ein gutes Beispiel von der Reinheit der Form 
und der Schönheit der Linien, welche er unter dem Eindruck der klassisch-römischen Kunst 
für das Figurenbild erstrebt. Er wählt für seine Kompositionen mit Vorliebe heroisch-mytho- 
logische Stoffe und komponiert die Figuren reliefartig möglichst ohne Überschneidungen. 
Sodann sucht er den landschaftlichen Hintergrund mit dem Figürlichen in Einklang zu bringen, 
wobei ihm die großen Züge der römischen Tampagna zum Vorbild dienen. Aber indem 
die Landschaft immer mehr Hauptsache wird, sinkt in gleichem Maße das Figürliche zur 
bloßen Staffage herab, und aus dem heroischen Figurenbild wird die heroische Landschaft. Auf 
diesem Wege folgt ihm, wie er ihm nach Italien gefolgt war, sein jüngerer Freund Claude 
Gelee, nach seiner Heimat Le Lorrain genannt. Seine gleichfalls unter dem Einfluß der 
römischen (Tampagna frei Komponierten Landschaften und Seestücke taucht er mit Vorliebe in 
goldig flimmerndes, dem Beschauer entgegenstehendes Licht. Der Eindruck einer Theater- 
dekoration wird hervorgerufen durch die links im Vordergrund und rechts im Mittelgrund sich 
vorschiebenden Baum- und Bergkulissen. Die Staffage bedeutet für die heroische Landschaft 
so wenig, daß der Maler sie vielfach fremden Händen überließ. Dem Stelldichein der 
Liebenden (53) droht rechts der eifersüchtige Polyphein (Ooid, Verw. XIII, 750ff.). 
Als einer der führenden Meister des Rokoko ward gefeiert Antoine Watteau, 
der die leichte Grazie des höfischen Schäferspiels seiner Zeit in entzückenden Farbentönen 
festhielt. Er verschmilzt Einflüsse von Tizian und Rubens mit (Erinnerungen an die galanten 
Gartenfeste der Versailler Hofgesellschaft zu einem träumerischen, in Duft und Sehnsucht 
getauchten Stil, denn er schildert Freuden, denen der kränkliche Meister sich versagen 
mußte. Unser Bild zeigt ein Menuett tanzendes Paar im Kreise von Typen der da- 
maligen französischen Komödie, darunter Bacchus und Mars.
	        
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