Die Begründung des Brandenburgisch-preuß. Staates ufto.
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Auf eine glänzende wirtschaftliche Blüte des jungen Kolonial-
landes unter den Askaniern folgte unter den Wittelsbachern und Luxem-
burgern eine Zeit des Niederganges, da damals die Städte an der
Ostseeküste und das Land des Deutschen Ritterordens aufblühten und die
Mark wirtschaftlich überholten. Unter den ersten Hohenzollern sah sie
dann wieder entschieden bessere Zeiten, aber vom Tode Joachims I.
bis zum Ende des Dreißigjährigen Kriegetz ging sie von neuem zurück.
Von allen Seiten eingeschränkt, entbehrte sie der zur Entfaltung ihrer
wirtschaftlichen Kräfte notwendigen freien Bewegung. Sie war überdies
von Streitigkeiten zwischen dem Landesherrn und den Ständen erfüllt.
Der Staat wurde nach Art einer großen Gutsverwaltung geleitet,
da ein großer Teil des Landes direktes Eigentum des Markgrafen war,
aus dessen Erträgnissen an Früchten, Vieh und etwaigem baren Gelde
die'Staats- und Hofverwaltung, die zeitweise sehr verschwenderisch war,
bestritten wurde. Die Geldeinkünfte aus Münze und Zöllen waren
mäßig, die direkten Steuern wurden im 16. Jahrhundert den Ständen
verpfändet.
Unter den Ständen, d. h. den geistlichen und weltlichen Großen,
dem Adel und den Städten, spielte in Brandenburg der Landadel die
wichtigste Rolle. Der ständische Landtag hatte das Recht der Steuer¬
bewilligung und nützte dasselbe zur Erringung von Zugeständnissen ans.
Auf diese Weise brachte er im 16. Jahrhundert die Verwaltung der
Steuern und Schulden an sich und machte den Hof von sich abhängig.
Diese ständische Verwaltung war aber lässig und parteiisch und zeigte sich
unfähig, Neues zu schaffen.
Am traurigsten stand es mit dem Heerwesen, da die Lehnspflicht
der Ritter außer Übung gekommen war und die Heeresfolge der
Bürger und Bauern aufgehört hatte. Als die Gefahr eines großen
inneren Krieges in Deutschland drohte, fingen die Kurfürsten an, einige
Städte zu befestigen. Es war dies das einzige, was zum Schutze des
Landes geschehen war, als der große Krieg ausbrach.
2. Die Begründung des Brandenburgisch-preußischen Staates in
dem Jahrhundert von 1640—1740.
a) Die äußere Geschichte.
§ 25. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640—1688).
Friedrich Wilhelm, 1620 zu Berlin geboren, erhielt seine Bildung in
den Niederlanden. Er studierte vier Jahre lang au der Universität
Leiden nnd lernte in seinem Großoheim Friedrich Heinrich von Oranien,
mit dessen Tochter Luise Henriette, einer Urenkelin Colignys, er sich später
vermählte, einen großen Feldherrn kennen.
Pfeifer, Geschichte. VI. (S.-W.-D.) ^