§ 59. Rückblick.
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Wilhelm der Eroberer von derNormandie brachte durch triefe Schlacht
das Land in feine Gewalt. Unter ihm und feinen Nachfolgern der-
schmolzen die Angelsachsen mit den normannisch-französischen Ein¬
wanderern zur englischen Nation.
Wie ist die englische Sprache entstanden?
2. Frankreich. Als 1328 das Haus der Capetinger ausgestorben 1328.
war und die Seitenlinie der Valois zur Regierung kam, erhob der
König von England, der ebenfalls mit den Capetingern verwandt war,
Anspruch auf den französischen Thron und begann einen Krieg gegen
Frankreich, der mit Unterbrechungen über hundert Jahre dauerte.
Die Engländer machten große Fortschritte in Frankreich. 1429 hatten
sie den ganzen Norden bis zur Loire inne und belagerten Orleans, den
Schlüssel zum Süden. Der unentschlossene Karl VII. wußte nicht zu
helfen; feine eigene Mutter Jfabeau und Herzog Philipp von Burgund
waren auf die Seite der Feinde getreten. Da erschien dem bedrängten
Lande eine Retterin in Johanna Darc aus Domremy an der Maas.
In begeisterter Zuversicht auf ihre göttliche Sendung fcharte sie die ihr
vertrauenden Krieger um ihre Fahne, entfetzte Orleans und führte
Karl VII. siegreich zur Krönung nach Reims. Zwar geriet die „Jung-
frau von Orleans" in die Hände der Feinde und wurde 1431 zu Rouen 1431
als Hexe verurteilt und verbrannt, aber das Glück der Engländer war
vorüber; bald waren sie aus Frankreich verdrängt.
Wie sind die Erfolge der Jungfrau von Orleans zu erklären?
§ 59. Rückblick.
Der Übergang vom Altertum in das Mittelalter war ein fehr all¬
mählicher. Die griechisch-römische Welt hatte sich überlebt; das Christen-
tum hatte dem Leben einen neuen Inhalt gegeben. Unterdessen waren
in frischer Waldursprünglichkeit die Germanen aufgewachsen, mit den
besten geistigen und sittlichen Eigenschaften ausgerüstet, der höchsten
Kraftentwicklung fähig. Kein anderes Volk konnte Träger des Christen-
tums werden. Zu dieser Aufgabe wurden die Germanen geschickt ge¬
macht durch die Völkerwanderung, die dem römischen Staatswesen
den Todesstoß gab. Den neuen Staaten, die auf den Ruinen erwuchsen,
gab das Lehnswesen die Form. Die Verbindung mit der christlichen
Kirche trat zuerst hervor in dem großen fränkischen Reiche, welches
unter Karl dem Großen die meisten kulturfähigen Völkerschaften um-
faßte, dann aber sich in ein ostfränkifches (deutsches) und ein West-
fränkisches (französifches) Reich teilte. Nachdem Heinrich I. das deutsche
Reich in seinen Grundformen gefestigt hatte, erneuerte Otto I. die Ver¬
bindung mit Rom und beftimmte dadurch die ganze folgende Entwick-