Full text: Von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden (H. 2)

§ 65. Reich und Kirche unter Karl V. 
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Papste lossagte, während seine Schriften*) in Schloß und Hütte eifrig 
gelesen und von den Päpstlichen mit nicht geringerem Eifer verbrannt 
wurden. Von Karl V. wurde er 1521, vor dem Kriege gegen Franz I., 1521. 
unter Zusicherung freien Geleits auf den glänzenden Reichstag zu 
Worms berufen. Ruhig unternahm er die gefährliche Reife,**) die sich 
für ihn zu einem Triumphzuge gestaltete, und wurde, da er sich weigerte, 
seine Lehre zu widerrufen,40) in die Reichsacht.erklärt. Zugleich wurde 
die Verbreitung seiner Lehre verboten. Aber sein Beschützer Friedrich 
der Weise sorgte für seine Sicherheit, indem er ihn auf der Rückreise 
im Thüringer Walde aufgreifen und auf die Wartburg bringen ließ. 
Hier lebte Luther ein Jahr vor der Welt verborgen und begann seine 
Bibelübersetzung. 1522 kehrte er nach Wittenberg zurück, um gegen 1522. 
die Bilderstürmer aufzutreten. Durch achttägiges Predigen wurde er 
der „Schwarmgeister" Herr. Von nun an blieb er in Wittenberg und 
gründete sich 1525 einen Hausstand durch seine Vermählung mit der 1525. 
gewesenen Nonne Katharina von Bora. 
Das Beispiel der Katharina zeigt, wie die Reformation auf die Stellung der 
Frauen einwirkte. Die Romantik der Ritterzeit war verschwunden, aber was die 
Reformation brachte — Aufhebung der Klöster und des Zölibats — war mehr 
wert als das Verlorene. Es war eine neue Heiligung der Ehe. Bei der Ehe- 
schließung wurde erst durch die Reformation die kirchliche Stauung der Mittelpunkt 
der Feier. 
In seinen theologischen Kämpfen und Arbeiten hatte Luther einen 
treuen Helfer und Ratgeber an Melanchthon. 
Philipp Melanchthon (Schwarzert) aus der Rheinpfalz war Professor 
des Griechischen in Wittenberg. Das griechische Neue Testament und die Freund- 
schaft mit Luther hatten ihn zu eingehenden theologischen Studien veranlaßt. 
Welche Bedeutung hat Luthers Bibelübersetzung für die deutsche Sprache? 
Vergl- § 61, 3. 
% Der Bauernkrieg, 1525. Die Bauern hatten von der Willkür 
der Edelleute und Fürsten mehr als jemals zu leiden. Diese glaubten 
die Bauern als Sklaven behandeln zu können und beriefen sich dabei 
auf das durch den Humanismus eindringende römische Recht, welches 
nur Freie und Sklaven, keine Leibeigene kannte. Da erweckte Luthers 
Lehre von christlicher Glaubensfreiheit in den Bauern die Sehnsucht 
*) 3- B. „An den christlichen Adel deutscher Nation, von des christlichen 
Standes Besserung." — „Sermon von der Freiheit eines Christenmenschen." 
**) "Hus ist verbrannt, aber die Wahrheit ist nicht mit verbrannt worden. 
Ich will hinein, und wenn so viel Teufel auf mich zielten, als Ziegel auf den 
Dächern sind." 
5*
	        
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