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Das Ende der Französischen Republik.
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der seine glänzende Begabung erkannte, erhielt er eine Freistelle in
der Militärschule zu Brienne, dann in der zu Paris. Mit 16 Jahren
trat er als Artillerieleutnant ins Heer ein, lebte aber möglichst zurück-
gezogen, ohne Freunde. Sein Trachten war nur darauf gerichtet, sich
auszuzeichnen. Dies gelang ihm in den Kämpfen gegen die Aufständischen
in den Provinzen, besonders bei der Einnahme des von den Engländern
unterstützten Tonlon, dessen Wiedereroberung er durch meisterhafte Ver-
Wendung der Geschütze bewirkte. 1796 vermählte er sich mit Josephine 1796.
igeb. 1763 auf Martinique), der Witwe des hingerichteten Generals
Beanharnais. ^
3. Beendigung des Krieges gegen Österreich, 1796—1797. Nach
seiner Vermählung bekam Napoleon von dem Direktorium, das er in
einem Aufstande geschützt hatte, den Oberbefehl gegen die Österreicher in
Italien. Er stellte unter den vernachlässigten, Mangel leidenden Sol-
baten Ordnung und Vertrauen her und erfocht mit ihnen eine Reihe
glänzender Siege, während ans Süddeutschland zwei französische Heere
i unter Jonrdan und Moreau) durch den Erzherzog Karl über den
Rhein zurückgeworfen wurden. Aus den kleinen italienischen Staaten
raubte Napoleon Geld und Werke der Industrie, Kunst und Wissenschaft.
Dann drängte er den Erzherzog Karl, der den Oberbefehl in Italien
übernommen hatte, zurück und verfolgte ihn nach Kärnten. Aber in der
Erkenntnis, daß seine Lage unsicher sei, ließ er sich auf Verhandlungen
ein, die 1797 zum Frieden zu Campo Formte (in Venetien) führten. 1797.
Österreich trat Belgien und die Lombardei ab und erhielt dafür das wegen
seiner Lage am Meere wichtige Venetien nebst Jstrien und Dalmatien
die bisherige Republik Venedig). In einem geheimen Artikel gab es
seine Zustimmung zur Abtretung des linken Rheinnsers; ein Kon-
greß zu Rastatt sollte die Entschädigungsansprüche der deutschen Fürsten
befriedigen, die linksrheinische Besitzungen hatten.
3. Neue Republiken. Die Lombardei wurde mit angrenzenden Ge-
bieten in eine Zisalpinische (Italienische), Genua in eine Li g uns che
Republik verwandelt. Denn die Franzosen hielten es für ihre Pflicht,
auch die benachbarten Völker zu beglücken. „Krieg den Palästen, Frieden
den Hütten!" Andere Republiken, die Frankreich seit 1795 einrichtete,
waren die Batavische (Holland), die Römische, die Parthenopeische
Neapel) und die Helvetische (die Schweiz). Alle wurden von Frank-
reich zu drückenden Abgaben gezwungen, erhielten eine neue Verfassung
nach französischem Muster und standen unter französischer Oberhoheit.
4. Zug nach Ägypten. 1798 fuhr Napoleon mit einem auserlesenen 1798.
Heere aus dem Hafen von Toulou nach Ägypten, um dies Land a^s
Stützpunkt für weitere Unternehmungen, namentlich gegen die englischen
Besitzungen in Ostindien, zu benutzen. Die Direktoren gaben dem ge-
fährlichen Manne gern ihre Einwilligung zu dem Abenteuer. Die ersten
Gelehrten und Künstler nahmen teil an dem Zuge. Glücklich entging