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599 same, der besonnene Rechner mit dem Sinn für das wirklich Erreichbare gewinnt. Ihm verheißt der Hof bescheidenen Wohlstand und im Alter den Ruhesitz unter der Linde. Nicht Verschwenden und Genießen ist der Reiz des Daseins, sondern tägliches Sparen und Rechnen im kleinen. Nicht ohne Grund ist die Spareinlage des Heidjers mehr als siebenmal so groß als die des Bayern. Aber trotz dieses ausgeprägten Sparsinnes steht kleinlicher Eigennutz auf Kosten des anderen in Verachtung. Ihr bester Spartopf ist die eigene Bedürfnislosigkeit. Auch der reiche Bauer der Binnenheide führt meist vierter Klasse: „Ek kom just so froi," und die großen Ölbauern in Wietze, die täglich mehrere hundert Mark aus den Ölquellen beziehen, bringen genau so wie früher den Dung selber auf ihre Felder. Nicht nur dem Range, auch der Arbeitsleistuug uach ist der Bauer der erste Knecht seines Hofes. Eigentlicher Bauernstolz im häßlichen Sinne ist hier nicht wie in der Marsch zu Hanse. Es fehlt an dem schroffen Gegensatz zwischen arm und reich, der eben solches Empsinden aufkommen läßt. Spiel- und Prozeßsucht ist nicht eigentlich verbreitet. Über einem Hause bei Walsrode steht der mehr als weise Spruch: „Nim, Herr, dit Hus in dine Hut, bat Dokter un Afkateu bliwen but." Wie sehr Haus und Hof im Mittelpunkt des ganzen Daseins stehen, spricht vielleicht am besten die Sitte aus, daß nicht der Bauer dem Hos den Namen gibt, sondern der Hof dem besitzenden Herrn. Hat jemand einen Hof käuflich oder durch Erbgang erworben, so verliert er mit seinen Kindern im Vvlksmunde den angeborenen Namen und wird nach dem Hofe genannt. Hieß er etwa Meyer und erwarb „Roggenhof", so heißt er von nun ab „Rogge". Nur bei dieser Wertschätzung kann es kommen, daß in dem ganzen Gebiet der Hof seit alters unteilbar ist. Der alternde Vater macht mit einem der Söhne, gewöhnlich dem ältesten, einen Vertrag — selten ein Testament, das als todverkündend gilt — in dem die schmalen Abfindungen der anderen Kinder festgesetzt werden. Der jüngere Sohn wurde, wenigstens in früherer Zeit, gewöhnlich Knecht bei dem sliteren und die Schwester Magd. Das scheint furchtbar hart. In Wahrheit ist es nicht so hart gewesen, da die Lebensführung des Bauern und des Knechtes gleich ist. Auf diese Weise aber blieb der Hof im Besitz der Familie. So hat der ältere dem jüngeren Bruder gegenüber das Königsgefühl des Grundbesitzers. Soweit das Auge reicht, dehnt sich sein Land: „Dat is all min", und auf diesem kleinen Stück der großen Erde lebt er wie ein Kleinkönig unter den Seinen. Und Wieder¬ aus diesem Königsgefühl erklärt sich die Abneigung, von dem ererbten Besitz zu verkaufen. Selbst den Tausch von Ackerstücken lehnt er ab: „Dat heft wi jümmer so hatt." Auch in dem Bauern steckt etwas von der Empfindung, allzeit ein Mehrer des Landes zu sein und seinen Hof nicht kleiner, sondern größer dem Erben zu hinterlassen.
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