Full text: Abriß der Geschichte des Altertums (Teil 1)

Italien. 61 
Gefäße und Schmucksachen) bis an die Küsten des Baltischen Meeres vertrieben 
wurden. Auch als das Land längst ein Teil des römischen Reiches geworden 
war, hat es fortgefahren, Rom und die Provinzen mit den gewöhnlichen Be- 
diirfnissen dieser Art zu versorgen, während die Luxussachen mehr von grie- 
chischen Händen gefertigt wurden. 
§. 104. Für die Zeit der Könige (ja bis zum zweiten puuischeu Kriege) 
hat Rom keine Geschichtsbücher, doch knüpft sich die Sage an die im Volke 
wurzelnden Zustände, aus welchen sich die Entwicklung der Sitte und Ver- 
sassnng mit Wahrscheinlichkeit erkennen läßt. Rom, „dieser Mittelpunkt Ita¬ 
liens, der zur Ausbreitung der Herrschaft einzig gelegen ist" (Liv. V. 54) soll 
754 v. Chr. durch Romulus und Remus erbaut sein. 
Die GrUndungssage bei Livius I. Darnach hatte Amulius seinen Bruder 
Numitor vom Throne Albas verdrängt und dessen Tochter Rhea Silvia zur Vestalin 
gemacht (c. 3); sie gebar von Mars jene Zwillingsbrüder, die zwar ausgesetzt, aber 
von einer Wölfin gesäugt und von einem Hirten auferzogen wurden (c. 4), bis sie 
endlich ihren Großvater und sein Reich herstellten (c. 5. 6) und Rom erbauten 
(c. 7). Die Stadt soll schon von Romulus zum „Asyl" für heimatlose Fremdlinge 
bestimmt sein, welche bei einer Festlichkeit Weiber und Mädchen von den Sabinern 
raubten (c. 9). Nach einem Kriege (c. 10 —13) ließen sich dann die versöhnten 
Sabiner unter ihrem Könige Tatius auf dem (nördlicher gelegenen) capitolini- 
schen Berge nieder, und als Tatius starb, wurde die nunmehrige „Zwillingsstadt" 
von Romulus beherrscht; nach ihm folgten aber abwechselnd ein sabinischer und 
ein latinischer König. 
§. 105. Die neue Stadt war am mons Palatinus begründet, zwar auf 
latinischem Gebiete, doch nahe an der sabinischen Grenze, von den Etruskern nur 
durch die Tiber getrennt: wie es scheint, als Brückenkopf gegen Etrurieu (daher 
der pons sublicius und die Befestigung des Janiculus). Daß bei so güu- 
stiger Lage, auf der Grenze dreier Volksstämme, und an der zum Meere führen- 
den Wasserstraße, auch Handelsinteressen die Gemeinde vergrößert haben, ist 
gewiß. Ursprünglich aber war dort oben nur ein Erdwall, der das Versamm- 
lungshans und das Heiligtum der umwohnenden Bauern umschloß, und in 
Zeiten des Krieges (und der Überschwemmung) für Vieh und Menschen eine 
Zufluchtsstätte bot. Drei Gaue saudeu dort ihren Mittelpunkt: die Ramnes, 
Tities und Luceres, von denen einer der beiden letzteren sabinischen Stam- 
mes war. Weiter nördlich entstand auf dem inons Quirinalis ebenfalls 
eine selbständige Gemeinde, die erst später mit der palatinischen zusammen- 
wuchs. 
§. 106. Von dem Latiner Romnlns werden die ältesten Staatseinrich- 
tnngen in Rom hergeleitet. Anfangs gab es wohl nur zwei Klassen von Be- 
wohnern. 
1. Patricier, d. h. die Urbürger, Sprößlinge von rechtmäßigen 
Hausvätern (patres), deren Geschlechter — gentes — (mit ihrem gemein¬ 
samen Gottesdienst) samt ihren Marken (Landgebieten) dem Staate einver- 
leibt waren. Die Urbürger hatten einerseits die alleinige Verpflichtung zum 
Kriegsdienst, andererseits auf ihre religiösen Gemeinschaften (der Geschlechter) 
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