Full text: Abriß der Geschichte des Alterthums (Teil 1)

Augustus. 99 
unter diesen Ereignissen wird mit zunehmender Erschlaffung der militärische 
Despotismus befestigt, der bis auf die Erhebung des Christenthums 
zurherrschendenReligion (nach der letzten Verfolgung durch Diocle- 
tian) unter ConstantindemGroßen (seit 323) als nothwendig erscheint. 323 
III. Seit Constantin dem Großen gelangt das C h r i st e n t h u m endlich 
zur ausschließlichen Herrschaft im römischen Reiche, und das Kaiser- 
thum nimmt neben der Militärgewalt die Hierarchie zu seiner Stütze. 
Da jedoch die Erschlaffung der Römer fortwährend wächst, so führen endlich 
die deutschen Völker in der Völkerwanderung den Untergang 
des weströmischen Reiches herbei, 476 n. Chr. ^76 
I. Von Augustus bis auf Commodus 31 v. Chr. bis 180 n. Chr. 
Die monarchische Gewalt vermochte nur allmählich den Einfluß der 
Aristokratie und des Volkes zurückzudrängen, und stützte sich dabei unter dem 
(Adoptiv-) Hause des August auf die L e i b w a ch e (Italiker); dann wur- 
den Kaiser aus verschiedenen Geschlechtern durch die Legionen — die 
meistens aus Provincialen bestanden, — erhoben (seit Galba), alsbald auch 
(durch Vespasian) der Senat aus Provincialen ergänzt, bis endlich 
(mit Trajan) Provincialen den Thron besteigen. Durch diese erst wird 
eine feste und gleichmäßige Staatsordnung für alle Theile des Reichs be¬ 
gründet. 
1. C. Julius Cäsar Oetaviauus Augustus 
31 v. Chr. bis 14 n. Chr. 
Durch die Reichthümer, die Octavian nach der Schlacht von Actium in 
Aegypten fand, gewann er Volk und Heer zur Sicherung der Allein- 
Herrschaft, zu der er vor Allem als Erbe des großen Cäsar 
berufen war. Er benutzte seine Stellung mit umsichtiger Klugheit, wobei ihm 
besonders M a e c e n a s als einsichtsvoller Staatsmann, und A g r i p p a als 
erprobter Kriegsführer (Sieger bei Actium) nebst dem weniger einflußreichen 
Befehlshaber des früheren republikanischen Heeres, Messala, zur Seite 
standen. Er suchte die Herrschaft ohne den Schein derselben, da er wußte, 
wie sehr das römische Volk an den Formen des Freistaates hing. Der un- 
fehlbare Weg zur Monarchie war aber das tiefgefühlte Bedürfniß, den Frie- 
den und die Ordnung nach den Stürmen der Bürgerkriege gesichert zu sehen. 
Nach einem glänzenden Triumph (in dem später davon benannten Monat 
August, 29) schloß Octavian den I a n n s t e m p e l, behielt aber den Titel 
Imperator und damit die höchste Militärg ew alt, die er sich jedoch 
(wie auch seine ersten Nachfolger) alle 10 Jahre von Neuem durch den Senat 
übertragen ließ. In völlig republikanischer Weise ließ er sich von den Bürgern 
nur Princeps senatns (daher „Prinz") oder einfach Cäsar (daher „Kaiser") 
benennen, doch erhielt er später den Ehrennamen Augustus (der Ehrwür-
	        
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