120 Fünfte Periode, von 31 v. Chr. bis 476 n. Chr.
nien übernahm; vom Orient überließ Diocletian dem Galer ins Thracien,
Jllyrien und Griechenland. Doch behielt Diocletian die oberste Leitung des
ganzen Reichs. Zu dauernder Befestigung der Regierungsgewalt nahm er
die Einrichtungen des orientalischen Despotismus zum Muster. Erst
jetzt wurden die äußeren Formen republikanischer Gleichheit durch Einführung
fester Rangverhältnisse beseitigt (Hofgesinde und Beamtenhierarchie) und das
Diadem Zeichen der höchsten Herrschaft. Es gelang Diocletian und seinen
Mitkaisern, die Grenzen des Reiches -zu sichern; Constantius unterwarf nach
längerem Kampfe Britannien von Neuem, Diocletian und Galerius zwangen
die Perser sogar, Mesopotamien völlig abzutreten, das durch bedeutende Festun-
gen geschützt wurde. — Berüchtigt ist Diocletians Regierung durch die letzte
303 und heftigste Verfolgung der Christen (303), die sich allmählich immer
weiter ausgebreitet hatten. Die Widerspänstigkeit der Christen im Heere bei
heidnischen Opfern gab dazu die Veranlassung; die Heftigkeit der Verfolgung
ging nicht aus Diocletians Willen hervor; sie erklärt sich daraus, daß es
schon entweder den Untergang der alten oder der neuen Religion galt. Dio-
cletian war bald nach Anfang der Verfolgung erkrankt; als er nach einem Jahre
genesen war, fühlte er sich doch zur Regierung unfähig. Er legte deshalb
305 die Herrschaft freiwillig nieder (305) und lebte noch 8 Jahre in einer präch-
tigen Villa bei Salona unweit Spalatro, mit Gartenbau beschäftigt. Auch
Maximian dankte gleichzeitig ab. Galerius, der ihn dazu zwang, Und Eon-
stantius Chlorus wurden zu Kaisern ausgerufen; der Erstere ernannte eigen-
mächtig 2 rohe Offiziere zu Cäsaren; nach dem baldigen Tode des Eon-
stantius rief das Heer dessen Sohn Constantin. (den Großen) aus, der
endlich, obgleich eine Zeit lang 6 Kaiser neben einander standen, durch kluge
gemäßigte Haltung, hauptsächlich aber durch Gewinnung der mächtigen Christen-
Partei alle seine Gegner bemeisterte und die Alleinherrschaft errang.
Die christliche Kirche bis auf Constantin den Großen.
„Das Reich Gottes", dessen Ausbreitung Christus den Aposteln übertrug,
sollte eine innere Gemeinschaft seiner Bekenner sein; aus dieser mußte natür-
lich auch eine äußere Gemeinschaft derselben hervorgehen, für die aber Christus
keine Formen vorgeschrieben hatte, da diese nach den Zeit- und Ortsverhält-
Nissen wechseln müssen. Die Apostel stifteten vereinzelte Gemeinden in ver¬
schiedenen Gegenden und in diesen entstanden die ersten gesellschaftlichen Ein-
richtuugen, die sich später in der christlichen Kirche (Kyriake d. i. Haus des
Herrn) ausbildeten. Die Mitglieder der Gemeinden waren freilich unter ein-
ander gleich, jedoch wurde von Anfang her das Ansehen der Apostel anerkannt.
Zu Besorgung der Armenpflege erwählten die Gemeinden Diakonen (Diener)
und Diakonissen; zur Aufsicht über die Sitten Aelteste (Presbyter,
woraus später „Priester" wurde); an der Spitze der Presbyter stand der
Bischof (Episkopos d. i. Aufseher), der im Namen der Apostel Glauben
und Sitte überwachte. Alle diese Aemter wurden zu Anfang als Liebesdienste