4 Einleitung.
reich, Frankreich, England, Preußen und Rußland) aufrecht er-
halten, endlich aber durch die französische Revolution gestört wird (1648 bis
1789). In derselben Zeit gelangt die Königsmacht auf den Gipfel
und fängt an, den Bürgerstand, mit dessen Hülfe sie sich seit Ende des Mittel-
alters über Adel und Geistlichkeit erhoben hatte, zu unterdrücken. So be-
ginnt
in der neuesten Zeit mit der französischen Revolution von
1789 fl. 1789 ein großartiger Kamps der Völker für ihre Freiheit, worüber im
Sturm der Revolutionen oft die Ordnung furchtbar zerrüttet ist. Erst die
durch den Parlamentarismus vermittelte Versöhnung.der Freiheit und
Ordnung -kamt die Menschheit ihrem höheren Ziele näher führen.
Durch die Wiederherstellung des deutschen Reiches seit 1870
wird dem europäischen Staatensystem sein natürlicher Schwerpunkt zurückgegeben.
Zugleich aber beginnt das vollständig von den Jesuiten beherrschte Papstthum
wieder den mittelalterlichen Kampf gegen das neue protestantische Kaiserthum,
welches als Hort der Bölkerfreiheit erscheint gegenüber dem Alles umgarnen-
den Streben der römischen Curie nach unbedingter Weltherrschaft. Von dem
Ausgange dieses Kampfes wird auf Jahrhunderte hinaus das Aussehen der
Weltgeschichte bestimmt werden.
Wie die Völkerverbindung mit ihrer weiteren Ausbreitung sich
immer freier gestaltet hat (Eroberer-Reiche — Hierarchie — freier Staaten-
verein), so hat sich auch die freie Geistesentwickelung bei den einzelnen
Völkern allmählich auf immer größere Kreise verbreitet. Anfangs ist diese
überall auf bevorzugte Klaffen beschränkt (Priesterschaft — Adel — Freie
[Bürger]), und im Alterthum wie in dem früheren Mittelalter war die
große Menge im Zustande der Sklaverei (Leibeigenschaft); aber die christ-
liehe Zeit fördert die Aufhebung solcher rechtswidrigen Ungleichheit und
Verbreitung der Bildung unter alle Klassen! „Gott will, daß
allen Menschen geholfen werde und daß sie zur Erkenntniß der Wahrheit
kommen!"
Anmerkung. Die Zeitrechnung nach Christi Geburt beruhet auf
der Berechnung des römischen Abts Dionys des Kleinen (5'27 n. Chr.), nach
welcher er die XSebnrt Christi auf den 25. Dccember d. I. 753 nach Roms Er-
baumig ansetzte, so baß bas Jahr 1 n. Chr. G. mit bem 1. Jan. 754 begann. In
größere Aufnahme kam biese Aera durch Beba ben Ehrwllrbigen im 8. Jahrh.
unb wurde durch Karl den Großen im Abeiidlande allgemein üblich.
Nur bie griechische Kirche zählte (seit 681) nach Jahren ber Welt
(vom 1. Septbr. b. I. 5509 v. Chr. an), in Rußlanb ittch bis auf Peter den
Großen. Abendländische Geschichtschreiber rechneten mit dem Jesuiten Petavius
(1633) bis auf die Geburt Christi 3983 I. b. Welt (4000 I.).
In unserem Schulunterricht ist auch in ber alten Geschichte bie Zählung nach
Jahren vor Chr. Geb. (statt nach „Jahren bei' Welt") erst in unserem Jahr-
hunbert herrschend geworden.