12 Erste Periode, von 476 bis 768.
Freilassungen der Sklaven (durch Testamente); doch wird schon über ihre über-
mäßige Bereicherung geklagt.
2. Nach Chlotars I. Tode wird das Reich unter dessen vier Söhne
getheilt; die Theilungen selbst wie die durch römischen Einfluß verderbten
Sitten führen seitdem Zerrüttungen herbei. Der rein deutsche Theil
(Austrien, unter Sigbert) tritt dabei dem romanisirten (Neustrien)
feindselig gegenüber. Als des Neustriers Chilperich Gemahlin Galswinth um
eines Nebenweibes willen, der Fredegund, ermordet war, begann deren
Schwester Brun hild, Gemahlin des Austriers Sigbert, einen furchtbaren
Krieg, der nun 30 Jahr lang das Reich zerrüttete und fast das ganze meto-
vingische Geschlecht zum Untergange führte. Die leidenschaftliche Brnnhild,
die selbst ihre Enkel unter sich entzweite, fand endlich einen schmachvollen Tod,
613 und Fredegundens Sohn Chlotar II. wurde Alleinherrscher des Reichs, 613.
3. Chlotar II. gelang es, einigermaßen wieder geordnete Zustände im
Reiche herzustellen. Er trennte die Verwaltung der drei Haupttheile des Reiches,
Austrasien, Neustrien und Burgund, und gab jedem einen eigenen
Major domus. Als die rein deutscheu Austrasier nicht länger den entarteten
neustrischeu Merovingern gehorchen wollten, sah er sich genöthigt, diesseit der
Vogesen seinen Sohn Dagobert als König einzusetzen. Unter ihm wurde
Pippin der Aeltere zum Major domus erhoben. Bald erhob sich das rein
deutsche Geschlecht der Pippine (später Karolinger) znr Erblichkeit der
Hausmeierwürde im ganzen Reiche, das durch sie hergestellt und zu neuer
Kraft erhoben wurde. Längere Zeit erhielt sich zwar noch das herkömmliche
Ansehen der Merovinger, und Pippin der Mittlere vermochte nur durch
687 offenen Kampf (bei Teste 687) die Heerführer- und Reichsverweser-Würde
im ganzen Reich zu erringen; aber sein nnächter Sohn Karl Martell
714 (714—741) befestigte sich in derselben so sehr, daß er sie schon wie erblich
unter seine Söhne, Karlmann und Pippin den Kurzen, theilen konnte.
Ja der letztere erhob sich statt der Merovinger auf den Thron des Franken-
reichs.
Dies wurde jedoch erst durch die Verdienste möglich, welche sich die
Pippiniden um das Reich wie die Kirche erworben hatten. Pippin der Mitt-
lere hatte die Friesen unterworfen, die Stämme im Westen und Osten des Reichs
(Aquitanien — Baiern, Alamannen, Thüringer), die sich unter den schwachen
Merovingern unabhängig machten, wurden von den Hausmeiern, besonders
Karl Martell, von Neuem bezwungen. Karl Martell besiegte auch die
732 Araber in der großen Schlacht bei Tours oder Poitiers (732) und
setzte dadurch dem Muhammedanismus Schranken.
Noch anderweitige Verdienste erwarb sich das deutsche Hausmeiergeschlecht
durch Ausbreitung des Christenthums und Befestigung der katholisch e n
Kirche. Das Christenthum war nach und nach, besonders durch irische
Apostel (St. Gallus nach 600), unter den deutschen Stämmen angepflanzt,
doch war weder dort noch selbst in Frankreich eine feste Ordnung und Ein-
heit der Kirche begründet. Erst der angelsächsische Winfried oder B o n i -