Full text: Abriß der Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

Der Osten. 79 
(1092) wurde das Khalifat zu Bagdad von rohen Horden in Turan 
(Chowaresmiern) bedroht, gegen die dasselbe endlich den aufstrebenden Mon- 
golenherrscher Dschingischan zu Hülfe rief. Dieser stützte seine Herrschaft 
über die kräftigen Mongolenhorden, nachdem er China erobert hatte, auf 
chinesische Cnltur, und es gelang ihm leicht, die entarteten Völker des 
westlichen Asiens zu unterwerfen. Er vereinigte eine patriarchalische Religions- 
anficht und feudale Staatseinrichtungen mit chinesischer Staatsweisheit. — 
Nach seinem Tode (1227) erweiterten seine Söhne gemeinschaftlich das von 1227 
ihm unter sie vertheilte Reichsein Enkel Batu eroberte Rußland und 
drang dann durch die Karpatenpässe verwüstend in Ungarn ein, aus dem 
er sich jedoch vor den Deutschen zurückziehen mußte, die kurz zuvor durch die 
Schlacht bei Liegnitz (Wahlstatt, 1241) auch Deutschland gegen die Mon- 1241 
golen geschützt hatten und Polen von ihnen befreiten. — In Asien aber 
verbreitete sich die Herrschaft der Mongolen über ganz China, Turan 
und Iran; und von letzterem Lande ans zerstörten sie (1258) das durch 1258 
religiöse Streitigkeiten zerfallene Khalifat zu Bagdad. - Das Reich der 
Mongolen zerfiel gegen 1300 in: China, Iran, Dschagatai (Turan) 
und Kaptsch ak (am Don). Ihre Hauptstadt in China wurde Peking (nahe 
der Nordgrenze), und sie wandten sich hier völlig der chinesischen Cultur 
zu; in den westlichen Reichstheilen nahmen sie den Islam an, und hier 
erhob sich später (um 1400) von Turan aus Timurlenk zu neuen Er- 
oberungszügen. 
Die politische Macht der Araber war längst dahin, das von ihnen 
gegründete Khalifat war jetzt völlig zerstört, doch hatte die arabische Bildung 
reiche Früchte für die Menschheit getragen, und auch in der folgenden Periode 
wird dieselbe von kriegerischen muhammedanifchen Völkern weithin durch Asien 
und Afrika verbreitet. Fortwährend stehen dieselben zwar feindlich sowohl 
dem Osten wie dem Westen gegenüber, sie vermögen aber weder das durch 
die päpstliche Hierarchie geeinigte Europa noch die gleichzeitig (im 13. 
Jahrh.) in Tübet ausgebildete Hierarchie des Buddhismus lLamaismus) 
zu überwältigen. Durch die Kämpfe mit dem Islam werden endlich am 
Schlüsse des Mittelalters die Europäer zum Seeverkehr mit dem fernen Osten 
und zugleich zur Entdeckung des unbekannten Westens der Erde geführt. 
Vierte Periode. 
Vom Ende der Kreuzzüge bis zur Entdeckung von Amerika; 
1291 bis 1492. 
I. Seit den Kreuzzügen bildeten sich mit Befestigung der E r b - M o n a r - 
chie und mit dem Aufblühen des Bürger st andes wahre National- 
ftaaten ans und in diesen wird der innere Frieden befestigt (Ende des
	        
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