Geschichte der neueste n Zeit.
Indem durch die Fürstenmacht eine festere Ordnung im Inneren der euro¬
päischen Staaten wie in den Verhältnissen derselben zu einander begründet wurde,
war dieselbe immer höher gestiegen und trat so der freien EntWickelung der Na-
tionen vielfach hemmend entgegen. Deshalb begann nun ein Kampf der Völ-
ker für freiere und nationalere Gestaltung ihres Staatslebens.
I. Dieser ging von Frankreich ans, das durch eine gewaltsame
Staatsumwälzung 1789 in große innere und äußere Kämpfe verwickelt 1789
wurde. Unter jenen schritt die Verfassung des Staates stufenweise vom nn-
beschränkten Königthum zur demokratischen Republik fort und dann zu einem
absoluten Kaiserthum zurück. Durch die Revolutionskriege, in welche nach
und nach ganz Europa hineingerissen wurde, gelangte Frankreich unter dem
Kaiserthum zur Vormacht in Europa; durch die Befreiungskriege aber wurde
der Selbständigkeit der Nationalitäten der Sieg gesichert, 1815. bis 1815
II. Das Streben der Völker nach freierer Entwicklung der Staatseinrich¬
tungen und Nationalitäten rief jedoch seitdem (1815) eine Reihe von Nevo- 1815 ff.
lutionen in Europa wie in den Colonialländern Amerika's hervor, die sich
nur unter vielen Schwankungen zwischen den Extremen ihrem Ziele, einer freien
Staatsordnung, zu nähern vermochten.
I.
Die Zeit der großen französischen Revolution, 1789 bis 1815.
Frankreich — die Revolution.
Seit Richelieu übte das Königthum in Frankreich als Mittelpunkt des
nationalen Einheitsstaates eine fast unbeschränkte Macht, die um so größer
war, da hier (ganz anders als in England) weder die persönliche Freiheit