Full text: Abriß der Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

Frankreich. Die Revolution. 103 
Staatsmännern zum Vorbilde aufgestellt. Der Arzt Qu es noy schuf, dem 
Mercaulilfystem gegenüber, ein neues staatswirthschastliches System, H1)' 
siokratische, nach welchem die Kraft der Staaten auf der Herrfchaft über die 
Natur beruht unb deshalb Förderung des Ackerbaues durch Aufhebung der gruud- 
herrlichen Lasten verlangt wurde. - Voltaire (geb. 1694, f 1778) guff mit 
beißendem Spotte das (positive) Christenthum und alle ''Vomrth eile an 
I I Ronffeau (aeb. 1712, f 1778) nahm mit warmer Gefuhlsberedtfamke t 
^i'e ^uMeräußerlichen W,echte« in Schntz uud forderte als folche 
heit und Gleichheit». In größeren Kroifen wurden die Gedanken dieser Man- 
ner durch die sogenannten Encyklopädisten verbreitet (d Alembert, Diderot, 
^^"^Der Bürgerstand hatte - in Frankreich noch mehr als anderswo — 
schon feit feinem ersten Aufblühen dem nationalen Kömgthnm zur Stutze gedien 
mit Hülfe desselben hatten die Könige die Uebermacht des Abels unb der Geis- 
lichkeit gebrochen; biese Stäube hatten sich aber noch früh genug unter das 
Königthum gebeugt, um durch dessen Gunst große Vorrechte zu retten,-insbeson¬ 
dere Befreiung von Steuern, die sich mit der zunehmenden Bedeutung des Geldes 
steigerten. Die Stenern rnheten so größtenteils auf den Burgern (dem „dritten 
Stande") und den Bauern. So lauge inbeß die Königsmacht vorzugsweise zur 
Einigung "^siNzöMeu Nation, zur Gewinnung ihrer nationalen Grenzen, 
zur Hebung ihrer Wohlhabenheit und Bildung und zur Erhöhung ihres Ein- 
slusses und Ruhmes angewandt wurde, ertrugen die unteren Klaffen ruhig den 
auf ihnen lastenden Druck, und kein Volk war feinen angestammten Herrschern 
mit gleicher Liebe und Unterwürfigkeit ergeben, als das franzosische. Seitdem 
aber - schon in ben späteren Zeiten Lnbwig's XIV. - jene Zichnntte nicht 
mehr so wie früher erreicht wurden, wuchs die Unzufriebeuheit m dem Burger- 
staube um so stärker, je mehr derselbe sich durch ausgebreitete« Handels- und 
Gewerbthätigkeit wie durch freiere Geistesbildung zum Bewußtsein seiner Beden- 
tuna wie seiner Lage erhob. So wurde die. StimWMg der gebildeteren Bürger 
gegen ^Geistlichkeit, die auch starr an dem alten Kirchenwesen festhielt, wie 
qeqen den Abel, der ohne Verdienste um den Staat nur Vorrechte geltend machte, 
immer erbitterter und die wortführenden Schriftsteller weckten ben Anspruch auf 
größere Gleichstellung aller Klassen. Als gleichzeitig unglückliche Kriege 
nnb bie Ausschweifungen des Hofes (unter bem „Regenten' und Ludwig XV.) 
enblirf) ben Steuerdruck unerträglich machten, erkannten alle Einsichtsvollen, baß 
eine Umgestaltung des Staates, vor Allem die gleichmäßige Verkeilung 
der Steuern auf alle Staatsbürger (ohne Bevorzugung von Provinzen oder 
Standesklassen) nothwendig sei. 
gufotota XVI. (1774 bis 1793), der 20 Jahre alt den Thron bestieg, 1774 bis 
war^isicht^ll'imd wohlwollend genug, u^äsV«fckß einer Staatsreform 
anzuerkennen; oberes fehlte ihm ein vornrtheilsfreier Blick unb ein kräftiger 
Wille, um bie nothwendig gewordene große Umgestaltung durchzufuhren. Er 
lleflich besonders von seiner (lebhafteren) Gemahlin, Marie SltttOlttCttC 
(geb. 1755), Tochter der Maria Theresia, leiten, die zu sehr unter dem Einflüsse 
der Hofleute stand, dem Volke aber schon als Oesterreicherm und durch ihre
	        
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