Schilderung von Land und Leuten in Deutsch-Wituland. 51
vorhanden. Das ganze Land war entweder flach und niedrig und
in diesem Falle in der Regenzeit überschwemmt oder hügelig und
wellig. Es hat dann einen parkartigen Charakter, doch findet sich
hier auch an einzelnen Stellen Urwald, der sich in weit größerem
Umfange am Tanafluße, wo er mit weiten Grasflächen abwechselt,
vorfand. Das Gras war hier 1—3 m hoch. Der Wald ist außer-
ordentlich reich an Formen, der Boden mit dichten Laubmassen be-
deckt; mitten in denselben vermodern umgestürzte Baumriesen. Von
weitem machen die mächtigen Bäume einen schlanken Eindruck, in
der Nähe imponieren sie durch ihre kolossale Massigkeit. Die von den
Zweigen herabhängenden zahllosen Ranken und Schlingpflanzen
machen mit dem Unterholz zusammen ein Durchkommen sast un-
möglich.
Nach der Küste zu sind die Laubhölzer mit einer Weidenvarietät
untermischt, im Innern machen den Hauptbestandteil der Wälder
Laubhölzer und Palmen aus. Die ersteren haben bedeutende Dimen-
sionen. Von ihnen habe ich besonders zwei Arten als gutes Nutz-
holz liefernd kennen gelernt, den bombaro, dessen Holz große Ähn-
lichkeit mit dem unserer Eichen hat, und den bomba, welcher mehr
unserer weichen Buche zu vergleichen ist. Aus dem letzteren stellen
die Eingeborenen ihre Kanoes her. In einem meiner Kanoes fanden
33 Personen Platz. Ich ließ auch einen bombaro aushöhlen, doch
erforderte dies der großen Härte des Holzes wegen eine sehr
lange Zeit.
.In den Wäldern fand ich eine große Menge von Gummilianen,
oft von Armdicke, aus denen beim Anschneiden das Pyra reichlich
hervorquoll. Auffallend war mir der große Affenreichtum; fast aller
Orten kamen diefelben in den mannigfachsten Arten vor und trugen
sehr zur Belebung des Gesamtbildes bei. An einigen Orten zeigten
mir die Leute einen Baum, welchen sie Mapera ya Kizungu nannten;
die Eingeborenen stellen aus ihm eine Art Rosenwasser her. Ein
anderer Baum, Mstafeli, soll gute kleine Früchte liefern. Ananas
traf ich mehrfach wild wachsend von bedeutender Größe und schönem
Geschmack.
Unvergeßlich wird mir auch die Durchfahrt nach dem Tana
bleiben. Ich war bereits in der Nähe desselben und suhr mit Kanoes
mitten durch den herrlichsten Palmenwald an einer Stelle hindurch, wo
der Tana über das Ufer getreten war und das Wasser zum Fahren eine
genügende Tiefe hatte. Der Weg war natürlich vollständig verwachsen,