Die Soldatenkaiser.
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Germanien gingen Kleiderstoffe, Geräte, Schmucksachen und Wein, nach den
römischen Städten Vieh, Pelze, Feldfrüchte und Bernstein, nach Rom auch
blonde Haare. Dabei lernten die Germanen das Geld und bessere Lebens-
einrichtungen kennen.
Ein eigenartiges Leben entfaltete sich im Zehntlande zwischen dem
Rhein, der Donau und dem Limes oder Pfahlgraben, der von Domitian
nördlich der Lahnmündung begonnen und von seinen Nachfolgern bis an
die Mündung der Altmühl fortgeführt wurde. Er bestand im Norden meist
aus einem Wall mit Graben und Palisaden, im Süden aus einer Maner.
Zahlreiche Wachttürme unmittelbar hinter oder auf dem Limes dienten zur
Beobachtung des Grenzgebietes und zum Signaldienst nach den Standlagern
der Soldaten. Eins der Kastelle, die dicht an dem Limes lagen, ist die ans
Anregung Wilhelms II. wiederhergestellte Saalburg bei Homburg vor der
Höhe mit neu ausgegrabenem Soldatendorf und an der Straße liegendem
Rast- und Kaufhaus. Im Zehntlande wohnten Kelten, Germanen und Römer
friedlich nebeneinander und genossen gegen Abgabe des zehnten Teils vom
Ertrage ihres Ackerlandes den Schutz der römischen Herrschaft. Die warmen
Quellen in Wiesbaden, Baden-Baden und Badenweiler übten fchon damals
ihre Anziehungskraft aus und führten zur Anlage von römischen Bädern.
§ 55. Die Soldatenkaiser, 180—284.
1. Das Römische Reich. Commodus, der schwache Sohn Mark Aurels,
überließ die Regierung dem Prüfekten der Prätorianer und trat selbst in
Zirkusspielen auf. Seitdem bestand im Reiche eine Militärherrschaft, die
seine tatsächliche Auslösung zur Folge hatte. Die Kaiser wurden teils von
den Prätorianern, teils von draußenstehenden Truppen ernannt, vom Senat,
der nur selten auf ihre Ernennung Einfluß zu gewinnen suchte, bloß anerkannt
und fielen meist nach kurzer Regierung, sobald sie sich irgendwie mißliebig
machten, einer Verschwörung oder einer allgemeinen gewaltsamen Umwälzung
zum Opfer. Die Soldaten verlangten von den Bewerbern um die Kaiserwürde
reiche Geldgeschenke: so kam der Thron oft an den Meistbietenden. Bisweilen
traten mehrere Kaiser zugleich auf, die einander bekämpften, bis einer übrig-
blieb. Auch sonst fehlte es nicht an inneren und äußeren Kriegen. Weder gegen
die Germanen noch in Asien konnten die Kaiser die Reichsgrenzen behaupten.
Die Parther, die alten Feinde der Römer, unter dem Hause der Sassauideu
zu einem Neupersischen Reiche geeinigt, rissen römisches Gebiet in Klein-
asien an sich. In Syrien beherrschte die Königin Zenobia, 'eine feingebildete,
kluge Frau, ein eigenes Reich und dehnte ihre Herrschaft auch über Ägypten und
einen Teil Kleinasiens aus. Ihr Hof in dem reichen P almy ra war eine Pfleg-
stätte hellenistischer Bilduug. Nach mehreren vergeblichen Unternehmungen der
Römer gegen sie besiegte sie der Kaiser Aurelian und nahm sie gefangen.
Palmyra mit seinen prachtvollen Tempeln und Palästen ließ er dem Erdboden
gleichmachen und den größten Teil der Einwohnerschaft niederhauen (272).