Die Soldatenkaiser.
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Unter den Kaisern waren manche tüchtige Leute, aber bei der Unsicher-
heit ihrer Stellung konnten sie wenig ausrichten. Zwar war die von
Augustus gegründete Doppelherrschaft von Kaiser und Senat schon unter
Tiberius in die kaiserliche Alleinherrschaft übergegangen; allein ebenso-
wenig wie sich die Kaiser auf die Heere verlassen konnten, die aus einem
bunten Gemisch, zum großen Teil aus Germanen, bestanden, beherrschten
sie die Beamten. Unter kaiserlichen Beamten standen nicht nur die Provinzen
und ihre Bezirke, sondern auch die Gemeinden, die ihre frühere Selbstver¬
waltung verloren hatten. Bei der großen Ausdehnung des Reiches war
eine strenge Überwachung der Beamten unmöglich, überall aber stand der
persönliche und örtliche Eigennutz höher als das Reichswohl. Auf der
Bevölkerung lasteten harte Steuern, aber die Steuerkraft nahm ab, weil
bei der Unsicherheit aller Verhältnisse das wirtschaftliche Leben stockte und
der Wohlstand zurückging. Dazu kam, daß die zunehmende Ehelosigkeit
und das mehrfache Austreten der Pest in vielen Gegenden einen Rückgang
der Volkszahl verursachten, am stärksten in Italien.
In gleichem Verfall war das geistige Leben. Unter den Künsten behauptete
sich nur die Baukunst auf ihrer alten Höhe, wie u. a. die Thermen des Caracalla
und des Diokletian und die Prachtbauten auf dem Römischen Forum bezeugen.
Die heidnische Religion mit ihrer Kaiserverehrung und ihren morgen-
ländischen Götterdiensten konnte ernstere Gemüter nicht befriedigen. Viele
wandten sich dem Neuplatonismns zu, dem letzten Lehrgebäude der grie¬
chischen Philosophie, das damals in Alexandria, Rom und Athen Verbreitung
fand. Seine Vertreter wollten nicht durch Beweisführung, sondern durch un-
mittelbares geistiges Schauen die Gottheit erfassen. Noch mehr Anhänger gewann
das Christentum, das allen mühselig Beladenen die beste Erquickung bot.
2. Die germanischen Völkerbünde. Die römische Kultur veranlaßte die
Germanen ebenso zu friedlicher Einwanderung in römisches Gebiet, wie der
Verfall des Reiches ihre Unternehmungslust zu Eroberungszügen reizte.
Im 3. Jahrhundert bildeten sich durch Wanderung, Kampf und freiwillige
Vereinigung Völkerbünde, die mit besserem Erfolge als vereinzelte Völker-
fchaften den Kampf aufnehmen konnten:
Die Alemannen, eigentlich Alamannen, eine Vereinigung suebischer
Völkerschaften, drangen nach Süden vor und nahmen das Zehntland in Besitz.
Die Franken d. h. Freien, eine ans Batavern, Sigambern, Kotten
und anderen Stämmen entstandene Gruppe, breiteten sich über das Belgische
Gallien aus.
Die Sachsen zwischen der unteren Elbe und dem unteren Rhein,
eine Verschmelzung der alten Sachsen, die erobernd nach Süden gedrungen
waren, mit Cheruskern und anderen Stämmen, trugen ihre kurzen Schwerter,
die Saxe, nach denen sie benannt sind, an die Küsten Britanniens und Galliens.
Die Goten hatten schon im 2. Jahrhundert ihr Gebiet nach Süden
erweitert und sich mit anderen ostgermanischen Volksteilen vereinigt. Während