Full text: Das Altertum, das Mittelalter bis zu Karl dem Großen (Teil 1)

Die Soldatenkaiser. 
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Unter den Kaisern waren manche tüchtige Leute, aber bei der Unsicher- 
heit ihrer Stellung konnten sie wenig ausrichten. Zwar war die von 
Augustus gegründete Doppelherrschaft von Kaiser und Senat schon unter 
Tiberius in die kaiserliche Alleinherrschaft übergegangen; allein ebenso- 
wenig wie sich die Kaiser auf die Heere verlassen konnten, die aus einem 
bunten Gemisch, zum großen Teil aus Germanen, bestanden, beherrschten 
sie die Beamten. Unter kaiserlichen Beamten standen nicht nur die Provinzen 
und ihre Bezirke, sondern auch die Gemeinden, die ihre frühere Selbstver¬ 
waltung verloren hatten. Bei der großen Ausdehnung des Reiches war 
eine strenge Überwachung der Beamten unmöglich, überall aber stand der 
persönliche und örtliche Eigennutz höher als das Reichswohl. Auf der 
Bevölkerung lasteten harte Steuern, aber die Steuerkraft nahm ab, weil 
bei der Unsicherheit aller Verhältnisse das wirtschaftliche Leben stockte und 
der Wohlstand zurückging. Dazu kam, daß die zunehmende Ehelosigkeit 
und das mehrfache Austreten der Pest in vielen Gegenden einen Rückgang 
der Volkszahl verursachten, am stärksten in Italien. 
In gleichem Verfall war das geistige Leben. Unter den Künsten behauptete 
sich nur die Baukunst auf ihrer alten Höhe, wie u. a. die Thermen des Caracalla 
und des Diokletian und die Prachtbauten auf dem Römischen Forum bezeugen. 
Die heidnische Religion mit ihrer Kaiserverehrung und ihren morgen- 
ländischen Götterdiensten konnte ernstere Gemüter nicht befriedigen. Viele 
wandten sich dem Neuplatonismns zu, dem letzten Lehrgebäude der grie¬ 
chischen Philosophie, das damals in Alexandria, Rom und Athen Verbreitung 
fand. Seine Vertreter wollten nicht durch Beweisführung, sondern durch un- 
mittelbares geistiges Schauen die Gottheit erfassen. Noch mehr Anhänger gewann 
das Christentum, das allen mühselig Beladenen die beste Erquickung bot. 
2. Die germanischen Völkerbünde. Die römische Kultur veranlaßte die 
Germanen ebenso zu friedlicher Einwanderung in römisches Gebiet, wie der 
Verfall des Reiches ihre Unternehmungslust zu Eroberungszügen reizte. 
Im 3. Jahrhundert bildeten sich durch Wanderung, Kampf und freiwillige 
Vereinigung Völkerbünde, die mit besserem Erfolge als vereinzelte Völker- 
fchaften den Kampf aufnehmen konnten: 
Die Alemannen, eigentlich Alamannen, eine Vereinigung suebischer 
Völkerschaften, drangen nach Süden vor und nahmen das Zehntland in Besitz. 
Die Franken d. h. Freien, eine ans Batavern, Sigambern, Kotten 
und anderen Stämmen entstandene Gruppe, breiteten sich über das Belgische 
Gallien aus. 
Die Sachsen zwischen der unteren Elbe und dem unteren Rhein, 
eine Verschmelzung der alten Sachsen, die erobernd nach Süden gedrungen 
waren, mit Cheruskern und anderen Stämmen, trugen ihre kurzen Schwerter, 
die Saxe, nach denen sie benannt sind, an die Küsten Britanniens und Galliens. 
Die Goten hatten schon im 2. Jahrhundert ihr Gebiet nach Süden 
erweitert und sich mit anderen ostgermanischen Volksteilen vereinigt. Während
	        
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