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Das VIII. Buch, von Teutschland.
sind allcrhandMisbräuche eingeschlichen,welche man zwarein-
gesehen, aber nicht verbessert hat. Es stund dahero izi/.der seel.
D. MarrinLuther zu Wittenberg aufund lehrete und predigte
dawider. Man verlachte ihn zwar anfänglich: Allein er fand
billig vielen Beyfall. Und damit war man zu Rom nicht zur
frieden. Ja, man drohete so gar auf einem Reichstage zu
Speyer 1529. wider ihn und seine Anhänger mit der Acht.
Wider diese Drohung protestirte der Ehurfürst von Sachsen
und Brandenburg, und andere Fürsten und Städte, von wel-
cher Protestation der Nähme Protestanten entstanden ist.
Luthers Lehre breitete sich immer weiter ans. Im Jahre
1530. wurde zu Angfpurg.ein öffentlichesBekänntnis dcswe-
gen abgeleget. Gleichwohl war die Ruhe noch nicht herge-
stellet. Es entstund vielmehr ein Religionskrieg, der auch nur
der schmalkaldische Krieg genennet wird. Endlich kam es
IZ52. zu Passau zu einem Vergleiche, daß auf einem Reichs¬
tage alle Religionsstreitigkeiten sollten beygeleget werden.
Im Jahre 1555. kam demnach zu Augfpurg dieser Reichstag
und ein Reltgionsfriede glücklich zu Stande, Kraft dessen
die Romischcatholischen und die der angspurgischcn Confes-
sion zugethane Reichsstande einander ruhig dulten und kei-
nesweges einander der Religion wegen verfolgen wollten,
noch sollten.. Nunmehro waren demnach in Teutschland zwo
Hauptreligionen, nehmlich die römischcatholische und die
evangelischluthcrische. Endlich kam noch die reforinirte
Religion hinzu, welcher, wie den beyden erster», die freye
Hebung in dem westphalifchen Frieden 1648. in dem h. rom.
Reiche, und zwar wie und wo eine jede derselben den i.Jen¬
ner 1624. gewesen war, zugestanden wurde. Seit diesem 1648.
Jahre sind demnach in Teutschland Srey Hauprreligionen.
Die evangclischlutherische blühet bis jetzo in Ostfries¬
land, Oldenburg, Delmenhorst, Bremen, Vehrden, Holstein,
Mecklenburg, Pommern, Lausitz, Mümpelgard, in dem West¬
reich. Sachsenlauenburg, Limburg, Hannover, Braunfchweig,
Halberstadt, Qvedlinburg, Magdeburg, Anhalt, Thüringen,
ganz Obersachsen und in der Wetterau.
Die römischcachalische findet man in Böhmen, Mah¬
ren, Oesterreich, Steyermark, Karnthen, Crayn. Tyrol, im
Disthume Basel, in Maynz, Trier, Coln, der Eifel, in der
Oberpfalz, Bayern und Neubnrg , meistentheils.
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