Full text: Das Altertum, das Mittelalter bis zu Karl dem Großen (Teil 1)

Dichtung und Wissenschaft. 
Ackerland verbannter Großgrundbesitzer, dem Gedeihen der Stadt nützte 
er durch die Anlage von Straßen, Tempeln und einer Wasserleitung sowie 
durch Handelsverbindungen, die mit Küstenplätzen am Ägäischen Meer an- 
geknüpft wurden. Er selbst behielt sich nur die Oberleitung des Staates 
vor; im übrigen blieb die Solonische Verfassung bestehen. An seinem Hofe 
lebten Dichter und Literaturfreunde, und an deren Arbeit, den Homerischen 
Gesängen eine feste Fassung zu geben, nahm er persönlich teil. 
Sein Sohn und Nachfolger Hippias regierte anfangs in derselben 
milden Weise, unterstützt von seinem jüugereu Bruder Hipparch. Als aber 
dieser bei der Feier der Panathenäen einer Verschwörung der Adligen zum 
Opfer gefallen war, machte sich der verbitterte und argwöhnische Hippias 
durch Strenge verhaßt. Er wurde 510 mit spartanischer Hilfe vertrieben 510. 
und floh zum Perserkönig Danus. 
6. Die Reformen des Kleisthenes. In dem nun ausbrechenden Streite 
zwischen den Aristokraten und der Volkspartei stellte sich Kleisthenes, der 
angesehene Führer eines altadligen Geschlechtes, auf die Seite des Volkes 
und setzte eine Fortbildung der Verfassung in demokratischem Sinne durch: er 
teilte Stadt und Land in zehn Phylen oder Wahlkreise, deren jeder jährlich 
50 Ratsherren wühlte, so daß deren Zahl aus 500 stieg, und brach da- 
durch die Macht des grundbesitzenden Adels; die Wahl der Archonten 
erfolgte durch Auslosung unter den Bewerbern; die Wiederkehr der Tyrannis 
sollte der Ostrakismus, ein Scherbengericht, verhindern, wodurch die 
Volksversammlung einen Mann, der für die Freiheit des Volkes gefährlich 
schien, auf zehn Jahre verbannen konnte, ohne daß er dadurch eine Ein- 
büße an Vermögen oder Ehre erlitt. 
§ 14. Dichtung und Wissenschaft. 
1. Die Dichtung. Die klangvolle Sprache, die musikalische Begabung 
und die Gestaltungskraft des griechischen Geistes ließen eine Fülle von dich- 
terischen Schöpfungen aufblühen, wie wir sie auf so engem Räume sonst 
nirgends finden. Die ältesten waren epische Hymnen, die Taten der Götter 
und Helden priesen und bei Opfern, Gastmählern und anderen Festlichkeiten 
von berufsmäßigen Sängern, Rhapsoden, vorgetragen wurden. In Sänger- 
schulen, wie sie sich besonders bei den kleinasiatischen Jonern bildeten, 
pflanzten sich diese Dichtungen und in ihnen der reiche Sagenstoff von 
Geschlecht zu Geschlecht fort. Das feststehende Versmaß war der Hexameter; 
auch die Ausdrucksweise erhielt ein festes Gepräge. Zwei Sagenkreise 
vom Trojanischen Kriege gewannen die größte Bedeutung: der vom Zorn 
des Achilleus und der von den Irrfahrten des Odyfsens. Aus ihnen er- 
wuchsen die umfangreichen Epen Jlias und Odyssee, wahrscheinlich 
um 900. Als ihr Verfasser gilt der alle andern Dichter weit überragende, 
nach der Überlieferung blinde Homer, dessen Geburtsstätte sieben Städte 
sein wollten. Seine Werke haben auf Religion und Kunst, auf die ganze
	        
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