Vorwort.
Das vorliegende „Lehrbuch der Geschichte für Oberlyzeen und Studien-
anstalten" entspricht den Bestimmungen über die Neuordnung des höheren
Mädchenschulwesens vom 18. August und 12. Dezember 1908 und bildet gewisser¬
maßen die Fortsetzung des Dahmenschen „Leitfadens der Geschichte für Lyzeen
und Höhere Mädchenschulen". In seinem äußeren Aufbau schließt es sich eng
an das im gleichen Verlag erschienene „Lehrbuch der Geschichte für Lehrerinnen-
seminare und Studienanstalten" von Christensen und Rackwitz an, während es
in seinem inneren Ausbau nach Form und Inhalt mannigfach von ihm abweicht.
Maßgebend für die Darbietung des Stoffes war das allgemeine Lehrziel
der Oberlyzeen und Studienanstalten, das nach den amtlichen Bestimmungen
in der Befestigung und Vertiefung der im Lyzeum gewonnenen Kennt-
nisse besteht. Da bei der Fülle des Stoffes die Gefahr nahelag, allzu aus-
führlich zu werden, hat der Herausgeber überall mit Fleiß auf Knappheit
und Kürze hingearbeitet; ihm kam dabei die Erfahrung zustatten, die er in
der Zeit gewonnen hat, als die Höhere Mädchenschule mit ihren Fortsetzungen
in die durch die Neugestaltung vorgeschriebenen neuen Aufgaben hineinwuchs.
Mag nun dem Vortrag des Lehrers die Vorbereitung auf eine freie Wieder-
holuug des Gehörten an der Hand des Lehrbuches folgen oder die Aneignung
des Tatsächlichen aus dem Buch der erweiternden und vertiefenden Besprechung
in der Klasse vorausgehen, immer will das Buch der Schülerin genug
bieten und dem Lehrer nicht zuviel nehmen; denn es soll ja nur zu-
verlässige Hilfe gewähren. Darum hält es sich an das Wichtige und Wesentliche,
wie es der augenblickliche Stand der Forschung verbürgt, und betont ebenso
den ursächlichen Zusammenhang der Begebenheiten, als es das Znständliche in
seinen Grundzügen unb Bedingungen aufzeigt. Neben einem Überblick über
die geistige und künstlerische Entwicklung besonders des deutschen Volkes will
es „eine genauere Einführung in die wirtschaftlichen, sozialen und staatsrecht-
lichen Verhältnisse der Gegenwart" ermöglichen, die „auf diesen höheren Stufen
des Unterrichts besonders wichtig und notwendig ist".
Die Zeittafel, die als Kanon der einzuprägenden Jahreszahlen dienen
soll, entbehrt einer Einteilung nach Ländern oder Völkern, um bei dem Längs¬
schnitt durch die Ereignisse wichtige Querschnitte herauszustellen und einzuprägen.
Die Quellenstellen, ans die im Text durch fortlaufende Zahlen hinge-
wiesen wird, wollen als Ergänzung dienen und als Kostproben zum Lesen an-
regen. Diese Absicht hat auch das Verzeichnis hervorragender größerer
Geschichtswerke, in dem die besten geschichtlichen Darstellungen aus der
Feder deutscher Meister ausgeführt sind.
Die Faustkarten im Text und die Buntkarten am Ende jedes Teiles
wollen zwar den ausführlichen Atlas nicht ersetzen, werden sich aber in den
meisten Fällen als ausreichend erweisen. Auf die Beigabe von Bilderanhängen
zur Kunstgeschichte ist verzichtet worden, da die meisten Anstalten hierfür be¬
sondere Leitfäden einführen dürften.
Hinsichtlich der sprachlichen Ausdrucksweise hat der Herausgeber
Sorge getragen, den Stoff in eine flüssige und möglichst reine deutsche Form
zu bringen, ein Bestreben, das leider noch nicht in allen Schulbüchern genügend
vorwaltet.
Fördernde Winke und Ratschläge nimmt der Verleger wie der Herausgeber
dankbar entgegen.
Cöln, im September 1912.
Der Herausgeber.