Full text: Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart (H. 4)

I. Die Französische Revolution. 
1. Ursachen. 
Die Französische Revolution ist nach ihren Ursachen mehr eine soziale 
als eine politische Bewegung. Die wirtschaftlichen Zustände waren in 
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unhaltbar geworden. 
Schuldenlast des Staates. Die Ausgaben des Staates waren durch 
den verschwenderischen Hofhalt und durch die maßlose Baulust der Könige, 
durch ungeheure Geldspenden an Günstlinge und Schmeichler, durch un- 
glückliche Kriege zu solcher Höhe gestiegen, daß sie trotz Erhöhung der 
Steuern aus den Staatseinnahmen nicht gedeckt werden konnten. Die 
Staatsschuld wuchs von Jahr zu Jahr; unter Ludwig XVI. nahm sie 
in zehn Jahren um 1630 Millionen Frank zu. Die Schuldzinsen 
konnten nicht mehr bezahlt werden. 
Die Gläubiger des Staates gehörten vornehmlich dem Kaufmanns- 
und dem Handwerkerstand an. Diese Stände erwarben allein durch eigne 
Arbeit. Der Handel Frankreichs war mächtig gestiegen im 18. Jahr- 
hundert. Der Wert der Ausfuhr war in den Jahren 1720—1788 von 
106 aus 354 Millionen Frank angewachsen. Aus Frankreich bezog man in 
ganz Europa Bücher, Gemälde, Kupferstiche, Statuen, Kleinodien, Schmuck- 
und Toilettengegenstände, Wagen> Möbel. Als die Kaufleute und Hand- 
werker Staatsgläubiger geworden waren, bekümmerten sie sich um die Ver- 
waltung des Staates; die Mißwirtschaft erregte Mißstimmung. Das durch 
Fleiß und Kunstfertigkeit erworbene Vermögen, um hohe Zinsen der 
Staatsverwaltung geliehen, war gefährdet. 
Verarmung des Bauernstandes. In Frankreich gab es damals nur 
Großgrundbesitzer und Kleinbauern, zu denen auch die Pächter und länd- 
liehen Arbeiter zu rechnen sind. Der bäuerliche Mittelstand fehlte. Die 
Lage der Kleinbauern war sehr mißlich. Der Ackerbau war außer in 
Flandern und Elsaß noch nicht über die Dreifelderwirtschaft hinaus- 
gekommen; die Ackergeräte waren schlecht; bei dem geringen Viehstande 
fehlte es an ausreichenden Dungmitteln; die Landwege waren kaum be- 
fahrbar. Der Ackerbau lohnte die Arbeit nicht mehr. Große Strecken 
Ackerland verödeten. Die Landleute suchten Dienst bei den großen Herren 
oder Beschäftigung in den Städten. Frankreich konnte seine Bewohner 
nicht mehr ernähren. 
Steuer. Der auf den Bauern lastende Steuerdruck war unerträglich. 
Von 100 Frank Erlös nahm der staatliche Steuereinnehmer 53, 14 erhielt 
der adlige Herr als Eigentümer von Grund und Boden, 14 die Kirchen-
	        
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