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Zweite Periode. Die Zeit des Frankenreiches.
An der Spitze der Gaue, in die das Reich nach Auflösung der
früheren Herzogtümer geteilt war, standen als kaiserliche Beamte die
Grafen; sie leiteten die Gerichte und den Heerbann.
Zum Heerbann waren alle Freien verpflichtet. Zwar wurden die damit ver-
bundenen Lasten den Ärmeren erleichtert; doch konnte die Regierung nicht verhindern,
daß viele eine freiwillige Leibeigenschaft den Opfern, welche die Wehrpflicht aus-
erlegte, vorzogen.
Über die Marken, in denen stete Kriegsbereitschaft erforderlich war,
waren Markgrafen mit erhöhter Gewalt gesetzt.
Zur Beaufsichtigung der Grafen, der Krön guter, überhaupt aller
staatlichen und kirchlichen Einrichtungen, dienten weltliche und geistliche
Königs boten, die in Karls Auftrage das Land bereisten.
Unter den Hofämtern war das wichtigste das des Pfalzgrafen,
der den Kaiser in der Ausübung der höheren Gerichtsbarkeit vertrat.
3. Karls Sorge für den Wohlstand. Eine Lieblingsbeschäftigung
des großen Kaisers war die Landwirtschaft. Auf seinen Gütern ließ
er Musterwirtschaften einrichten und gab selbst genaue Vorschriften über
alle Einzelheiten.28) Um die Ausbreitung des Ackerbaues zu erleichtern,
ließ er Wälder und Einöden urbar machen. Dem Handel nützte er
durch Einführung einheitlicher Münzen*) (Fig. 71) und durch Anlegung
von Landstraßen. — Anfang eines Main-Donau-Kanals.
^ Leben und Bildung. Der Kaiser hatte seine Hofhaltung in
einer der Pfalzen (d. h. Paläste), die er an verschiedenen Orten bauen
ließ. Am liebsten hielt er sich in Aachen auf, wo noch die von ihm
erbaute Pfalzkapelle (Fig. 69) als ein Teil des Münsters erhalten ist.
Der Hof des Kaisers bot ein buntes, wechselvolles Bild. Vornehme
aus allen Teilen des Reiches kamen, dem mächtigen Herrscher zu huldigen;
braune Araber aus Bagdad, die Geschenke von Harun al Raschid brachten
(darunter einen Elefanten und eine Wasseruhr), trafen dort römische
Mönche, die lateinische Verse zum Lobe des Kaisers dichteten; der Sachse
begrüßte den Langobarden, der Slave den Avaren. Ein glänzendes
Schauspiel war es, wenn der Kaiser mit seinen Söhnen. Töchtern29)
und Hofleuten auf die Jagd ritt, unter dem Getön der kläffenden Meute
und der schmetternden Hörner. Ein gemütliches Bild war es, wenn an der
Tafel das Wildbret, am Spieße gebraten, aufgetragen wurde und
dazu ein Schriftkundiger aus einem Geschichtsbuch oder einer Sagen-
dichtuug vorlas oder eine der kaiserlichen Töchter zur Harfe sang. Karl
selbst war vor allen mäßig in Speise und Trank und einfach in der
*) 20 Solidi zu 12 Denaren gingen auf ein Pfund Silber.