Jugurtha. Schlacht am Muthnl 109. Marius. Sulla. 209
die beiden Kriege zeigen, welche im Süden und Norden des Reiches zum
Ausbruch kamen.
[Jugurtha.] Massinissa hatte das numidische Reich seinem Sohne
Micipsa; dieser seinen Söhnen Adherbal und Hiempsal sowie
seinem Neffen Jugurtha zu gleichen Teilen hinterlassen. Jugurtha,
älter als seine Vettern, dabei fähiger und thatkrästiger aber gewissenlos
und herrschsüchtig, gab sich mit dieser Bestimmung nicht zufrieden, ließ
den Hiempsal töten und geriet darüber mit Adherbal in einen Bürger-
krieg, den der römische Senat durch eine, wie es scheint, von beiden Krieg-
führenden bestochene Kommission dadurch beilegte, daß er Numidien
zwischen Adherbal und Jugurtha teilte. Vier Jahre später überfiel letzterer
seinen Vetter in dessen Reichshälfte, eroberte, ohne sich um den Einspruch
der Römer zu bekümmern, die Hauptstadt Cirta und brachte sowohl den
Adherbal, als auch die daselbst ansässigen Römer ums Leben. Diese That
erzeugte in Rom eine allgemeine Entrüstung, und der Krieg wurde be-
schlössen.
[Schlacht am Muthul 109. Marius. Sulla.] Der Consnl
des Jahres 111, L. Calpurnius Bestia, wurde nach Afrika geschickt
und erfocht einen kleinen Erfolg, gewährte aber, von Jugurtha gleichfalls
durch Bestechung gewonnen, diesem einen so vorteilhaften Frieden, daß
die hierüber empörte römische Volkspartei, mit dem Tribunen C. M e mm ius
an der Spitze, eine Untersuchung des Vertrages und die Ladung des
Jugurtha nach Rom verlangte. Dieser erschien, wurde aber durch die
Jntercession eines bestochenen Volkstribunen nicht zum Worte gelassen
und benutzte die Gelegenheit, einen in Rom lebenden Enkel des Massinissa,
Massiva, der ihm unbequem werden konnte, durch Meuchelmord aus
dem Wege zu schaffen. Als er hierauf die Stadt verlassen mußte, soll
er höhnisch geäußert haben: urbem venalem et mature perituram, si
emptorem invenerit!x)
Der Krieg wurde nun wieder aufgenommen, aber schmählich weiter-
geführt, bis endlich 109 Cäcilius Metellus, ein starrer, aber unbe-
Rechlicher Aristokrat, den Oberbefehl übernahm und wenn auch weniger
durch den Sieg am Flusse Muthul, so doch durch geschickte Unter¬
handlungen einen Vertrag zustande brachte, wonach Jugurtha alle Elefanten
und zahlreiche Waffen auslieferte und die Summe von 200000 Pfund
Silber entrichtete. Die letzte Bedingung aber, sich selbst zu stellen, er¬
füllte Jugurtha nicht; er griff vielmehr wieder zu den Waffen, verband
*) Sallust, Jugurtha, 35, 10.
Jaenicke, Lehrbuch der Geschichte.
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