14 Lage und Grenzen.
anderen Großmächten jener Zeit, Ägypten, Medien und Lydien, in
friedlichem Verkehr lebte, das aber doch mit seinen despotischen Ein-
richtungen und seinem niedrigen Religionswesen sich nicht wesentlich über
die Kulturstufe der früheren Zeiten erhob und dem Ansturm eines
kräftigeren Volkes, der arischen Perser, schon 538 erlag. Einen Welt-?,
geschichtlichen Fortschritt machten die semitischen Stämme seitdem
überhaupt nicht mehr, auch das Volk Israel insofern nicht, als es sich
ganz in sich selbst zurückzog und seine reinere Gotteserkenntnis anderen
Völkern vorenthielt. Ein neues srischeres Leben und eine höhere Ge-
sittnng brachten erst die Völker arischen Stammes: Die Medo-Perser
und vor allem die Hellenen, deren Geschichte daher auch ausführlicher
behandelt werden soll.
II. Griechische Geschichte.
1. Griechenland.
§ 10. Lage und Grenzen. [Lage und Meeresgrenzen.^
Griechenland umfaßt den fchmalen südlichen Teil der Hämos- oder
BalkanhalbinseN) und liegt etwa zwischen dem 40° und 36° n. Br.
Es wird aus drei Seiten von Wasser bespült und zwar im W. und S.
vom ionischen, im O. vom ägäischen Meere. Auf der Westseite,
welche weit einförmiger und hafenärmer als die Ostseite ist, schneiden
der ambrakische, korinthische und kyparissische Meerbusen mehr
oder weniger tief ins Land. Im Süden läuft Griechenland in drei
Spitzen aus, welche in den Vorgebirgen Akritas, Tänäron (jetzt
Matapan d. i. piTWTiov) und Malen enden und den messenischen und
lakonischen Meerbusen bilden. Die Ostseite endlich ist überaus
reich gegliedert, d. i. mit vielen Halbinseln, Znseln und Buchten ausge-
stattet; sie war der eigentliche Schauplatz der griechischen Geschichte. Man
kann hier namentlich drei Paare von Meerbusen unterscheiden: 1. den
argolischen und saronischen, letzteren mit den kleinen Inseln Ägina
und Salamis; 2. den malischen und pagasäischen, beide abgeschlossen
durch die langgestreckte Insel Euböa, welche sich am Euripos2) dem Fest-
1) Den Namen Hämos fanden schon die alten Griechen vor; dagegen ist
Balkan ein türkisches Wort und bedeutet „Gebirge".
2) So (eBpotoc) heißt bei den Griechen eigentlich jede Meerenge, im besonderen
aber diese. Der Name wurde übrigens von den hier lange Zeit (1204—1470) ge-