Full text: Vom Untergange des Weströmischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2 = 6 [des Gesamtw.])

Philipp II. 1556- 1598. Seine Anfänge 
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Er hielt sich daher in steter Verbindung mit England und den Nieder¬ 
landen, aber im Begriff, im Jülich-Kleveschen Erbfolgestreit 
die protestantische Union mit seinem Heere zu unterstützen, wurde er 
bei einer Fahrt durch Paris, 1610, von Franz Ravaillac ermordet. 
7. Spanien. 
§ 115. Philipp II. 1556—1598: Seine Anfänge. Macht¬ 
stellung.) Mit Karls V. Abdankung zersplitterte sich die universale 
Machtstellung des habsburgischen Hauses, das von da an in zwei 
Linien auseinanderging: in die spanische, zunächst unter Karls V. 
Sohn Philipp II., und die österreichische, zunächst unter Karls V. 
Bruder Ferdinand I. Aber die größere Macht, ja die größte der 
Welt besaß doch die spanische Linie der Habsburger, und gerade diese 
trug keinen Augenblick Bedenken, an den Satzungen der alten Kirche 
unverrückt festzuhalten und alle Gegner mit den äußersten Mitteln zu 
bekämpfen1). Die erforderliche Arbeits- und Willenskraft besaß Philipp II. 
wohl, auch an wissenschaftlichen Kenntnissen fehlte es ihm nicht, aber 
sein finsteres, menschenfeindliches Wesen, sein religiöser Fanatismus 
und seine geistige Beschränktheit machten doch schließlich alle seine Pläne 
zunichte: als Haupt der Gegenreformation erzielte er zwar manche 
bedeutende Erfolge, bezahlte sie aber mit dem Verluste allen Wohlstandes 
und aller Freiheit seiner einst blühenden Länder^). 
[Philipps Krieg mit Frankreich 1556—1559.] Philipp 
hatte zunächst den von seinem Vater um Metz, Toul, Verdun und 
Cambrai unternommenen Krieg zu Ende zu führen. Sein Feldherr, 
der niederländische Gras Egmont, siegte zwar über die Franzosen 1557 
1) Der königliche Hof erschien oft selbst bei den Glaubensschauspielen, den 
sogen. Autos da fe (= acta fidei, Glaubensakte), bei denen die unglücklichen Opfer 
des religiösen Fanatismus dem Scheiterhaufen übergeben wurden. 
2) Philipp II. war viermal vermählt: 1. mit Maria von Portugal, die 
ihm den unglücklichen Jnfanten Don Carlos gebar, deffen Lebensschicksale von 
tiefem Dunkel umgeben sind; eine leidenschaftliche, an Körper und Geist verkümmerte 
Natur, vom Vater streng und unverständig erzogen, faßte er den verbrecherischen 
Plan der Ermordung des verhaßten Vaters; er wurde aber verhaftet und starb 
1568 im strengen Gewahrsam; 2. mit Maria, Königin von England, die 
1558 starb; 3. mit Elisabeth von Frankreich, die ursprünglich als Gemahlin 
für Don Carlos bestimmt war und fälschlicherweise späterhin beschuldigt wurde, mit 
diesem im Einverständnis gewesen zu sein; sie starb wenige Monate nach dem Tode 
des Jnfanten; 4. mit Anna von Österreich, die ebenfalls zuerst die Verlobte 
seines Sohnes war.
	        
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