Maria Stuart von Schottland
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wollten. Aber vorderhand trat eine Zeit der Ruhe ein, da die Engländer
der Mehrheit nach mit den von der Königin getroffenen Maßregeln ein¬
verstanden waren.
[Maria Stuart von Schottland; seit 1568 in England;
hingerichtet 1587.] Religiöse Verwickelungen wurden erst wieder durch
das Verhältnis Elisabeths zu Schottland hervorgerufen. Hier herrschte
seit 1371 das Haus der Stuarts, die männliche Linie war aber (1542)
ausgestorben und für die erst 8 Tage alte Thronerbin Maria hatte ihre
Mutter Maria von-Guise die Regentschaft übernommen. Während
jene ihre Jugend in Frankreich verlebte, zuletzt als Gemahlin Franz' II.,
wurde Schottland durch den Prediger John Knox [no;r], einen Freund
Calvins, für die Reformation gewonnen. Die junge Königin, die als
Witwe heimkehrte und die Regierung selbst übernahm, konnte an der
Thatsache nichts mehr ändern, geriet aber als gute Katholikin bald in
einen Gegensatz zu ihren reformierten Unterthanen, namentlich zum Adel
des Landes, der durch das eingezogene Kirchengut mächtig geworden
war und das Königtum möglichst zu schwächen suchte. Eine andere
Schwierigkeit lag in der Stellung Marias zu Elisabeth; denn während
diese nach den Begriffen der katholischen Kirche als illegitim und ketzerisch
angesehen wurde, hielt Maria sich selbst als Urenkelin Heinrichs VII. für
die allein rechtmäßige Königin von England, und doch führte sie Mi߬
geschick und eigene Schuld gerade in die Arme ihrer größten Feindin.
Die schottische Königin vermählte sich nämlich mit ihrem Vetter Henry
Darnley [därttle], einem ehrgeizigen Lord, der durch diese Ehe Einfluß
auf die Regierung zu bekommen hoffte, und als er sich darin getäuscht
sah, an einer Verschwörung gegen den Berater und Günstling Marias,
einen Italiener namens Rizzio, teilnahm. Dieser wurde zu den Füßen
Marias ermordet, aber im folgenden Jahre ging auch Darnley in
unaufgeklärter Weise zu gründe: man fand sein Gartenhaus bei Edin-
burg eines Morgens in die Luft gesprengt und seinen Leichnam mit
Anzeichen der Erdrosselung. Die Erregung des Volkes stieg noch, als
die Königin wenige Monate später dem Grafen von Bothwell
[böthuell] die Hand zum Ehebunde reichte: denn ihn bezeichnete man
allgemein als den Mörder Damleys. Es kam zu einer Erhebung des
Adels; Bothwell entfloh auf die See, wo er ein abenteuerliches Leben
führte, Maria wurde gefangen genommen und zur Verzichtleistung auf
den Thron genötigt. Sie fand keinen anderen Ausweg als die Flucht
nach England, wo sie zwar ihrem hohen Stande gemäß, aber doch
als Gefangene behandelt wurde. Es folgte nun eine Reihe von Anschlägen