Krieg gegen die Westgoten 507
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endete. Infolgedessen wurden die Maingegenden zum fränkischen
Gebiete geschlagen^), während die südlichen Gaue der Alemannen einen
von Chlodwig eingesetzten einheimischen Herzog (dux) als Herrn an¬
erkennen mußten. An diese Alemannen-Schlacht knüpfte sich aber noch
ein weiteres weltgeschichtliches Ereignis: der Übertritt Chlodwigs zum
katholischen Christentum. Der König hatte während des Kampfes, der
anfangs ungünstig für ihn verlief, das Gelübde gethan, Christ zu werden,
wenn er siege; schon lange vorher durch seine katholische Gemahlin auf diesen
wichtigen Schritt vorbereitet, ließ er sich wirklich zu Weihnachten des
Jahres 506 taufen. Der Vorgang fand zu Rheims im Beisein zahl¬
reicher Bischöfe statt; darunter befand sich auch Remigius, der u. a.
zum König sagte: Mitis depone colla, Sigamber, adora, quod ineendisti,
et incende, quod adorasti. Chlodwigs Beispiele folgten alsbald
3000 Franken und nicht lange darauf die meisten anderen. Daß der
König mit der Annahme des Christentums seinen rohen Sinn geändert
hätte, kann man nicht eben behaupten; man erzählt, er habe z. B. bei
der Vorlesung von Christi Leidensgeschichte die Äußerung gethan: „Wenn
ich mit meinen Franken dabei gewesen wäre, so würde ich ihn gerächt
haben!" Und doch war das Ereignis für die Dauer der fränkischen
Herrschaft von der größten Bedeutung; denn alle Bewohner des neu
gegründeten Reiches, Germanen und Romanen, bekannten sich jetzt
zu derselben katholischen Kirche, die durch ihre vortrefflichen Ein¬
richtungen allein imstande war, eine geistige Verschmelzung der beiden
Nationen herbeizuführen und Ordnung und gute Sitte überallhin zu
verbreiten.
[Krieg gegen die Westgoten 507. Vereinigung aller
Franken]. Chlodwig machte sich seinen neuen Glauben sofort zunutze;
er gab vor, es ärgere ihn, daß die Westgoten Arianer seien3), und
da er der Zustimmung aller Katholiken Galliens sicher sein konnte,
unternahm er 507 einen ^eldzug gegen seine arianischen Nachbarn. Er
besiegte sie bei Von gl 6, südlich von Poitiers, vollständig, wurde aber
durch die Einmischung Theoderichs des Großen an der rücksichtslosen
Ausnutzung seines Sieges verhindert; den Westgoten blieben auf diese
Weise wenigstens der südliche Küstenstrich Galliens (Septimanien)
und Spanien. Immerhin war Chlodwigs Stellung durch alle diese
2) An diesem Gebiete haftete späterhin der Name Franken.
3) Gregor von Tours: Valde moleste fero, quod hi Ariani partem teneant
Galliarum. Eamus cum üei adiutorio et superatis redigamus terram in ditionem
nostram.
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