Full text: Vom Untergange des Weströmischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2 = 6 [des Gesamtw.])

Schluß 
51 
gewisse Blüte erreicht; davon zeugen namentlich die Basiliken in Rom 
(Maria Maggiore, Lateran, San Pietro in Vincoli n. a.1) und die 
um 550 vollendete Kirche San Vitate in Ravenna. Nach diesem 
Vorbilde ließ nun Karl der Große die Palastkirche zu Aachen er¬ 
richten, die noch im Schiffe des dortigen Münsters erhalten ist; das 
Material zu seinen Bauten, unter denen außer dem Palast zu Aachen 
die jetzt spurlos verschwundenen Pfalzen von Ingelheim (am Rhein) 
und Nymwegen die prächtigsten waren, bezog er von den Bauten 
des Altertums aus Rom, Ravenna, Trier n. s. w. — Malerei und 
Bildhauerei lagen überall darnieder, am meisten im Byzantinischen 
Reiche, wo der Bildersturm und der Einfluß des Islam den Kunstsinn 
vollends geknickt hatte, aber auch iu Italien, wo alle Formen und 
Vorbilder durch den Geist der schon verfallenen heidnischen Kunst bedingt 
waren. 
[Ackerbau und Handel.^ Der Ackerbau war die wichtigste 
Erwerbsquelle der Bevölkerung und nahm durch Karls Fürsorge, der 
selbst der größte Grundbesitzer seines Reiches war, einen lebhaften Auf¬ 
schwung. Langsamer entwickelte sich der Handel, der in den Binnen¬ 
städten hauptsächlich von Frisen, über See von Juden betrieben wurde. 
Dem Mangel an Straßen, Brücken, Dämmen und Kanälen wurde nach 
Möglichkeit abgeholfen, aber der große Plan eines Main-Donau- 
kanals scheiterte doch an der Ungeschicklichkeit der Werkleute, und 
die hölzerne Rheinbrücke bei Mainz, an der zehn Jahre lang ge¬ 
arbeitet worden war, wurde eiu Raub der Flammen. Die gewöhnliche 
Münze war der Silbersolidus zu 12 Denarien, während die Prägung 
des Goldes fast ganz aufhörte, so daß der Geldverkehr überhaupt noch 
recht untergeordnet war und vielfach noch Tauschhandel aushelfen 
mußte. 
§ 31. Schluß. Obwohl Karl der Große in allen Stücken ein 
gehorsamer Sohn seiner Kirche war, so huldigte er doch iubezug auf sein 
eheliches Leben der alten Sitte der Frankenkönige, die stets mehrere 
Frauen zu Gemahlinnen nahmen. Von seinen Kindern kamen zuletzt 
nur die drei Söhne aus der Ehe mit der schwäbischen Edelfrau Hilde¬ 
gard für die Thronfolge in betracht; aber von diesen starben die beiden 
älteren noch vor seinem eigenen Tode, sodaß nur Ludwig als Erbe 
übrig blieb, dem Karl ohne Mitwirkung des Papstes 813 zu Aachen 
*) Die älteste Basilika Roms, San Paölo fuori le mure (Paulskirche vor den 
Mauern), wurde 1823 durch einen Brand zerstört, später aber prächtig wieder auf¬ 
gebaut. 
4*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.