Full text: Vom Untergange des Weströmischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2 = 6 [des Gesamtw.])

Aus dem Vorworte zur erste« Auflage. 
(Für Teil II und III.) 
Die Lehrweise des geschichtlichen Unterrichts ist in alter und neuer 
Zeit so häufig behandelt worden, daß ich mich sehr kurz fassen kann. 
Die verwerflichste, aber noch immer recht verbreitete Art dieses Unter¬ 
richts besteht darin, daß die Schüler zum Nachschreiben des Vortrags 
veranlaßt werden. Die Anhänger dieser Lehrweise entschuldigen ihr 
Verfahren damit, daß es kein Lehrbuch gäbe, das ihnen zusagte und 
genügte, eine Behauptung, die in den meisten Fällen gewiß zutreffen 
wird; denn die Mehrzahl der Geschichtslehrer oberer Klassen besitzt 
glücklicherweise so gediegene Kenntnisse, daß es ihr nicht schwer fallen 
dürfte, in jedem vorhandenen Lehrbuche zahlreiche Irrtümer aufzudecken 
oder Besseres an die Stelle zu setzen. Aber rechtfertigt dieser Übel¬ 
stand, der sich ja unschwer beseitigen läßt, ihre Lehrweise? Keineswegs: 
denn das Nachschreiben hat weit größere Übelstände im Gefolge, vor 
allem eine unverantwortliche Vergeudung der an und für sich so knapp 
bemessenen Zeit, ferner die Schwierigkeit zusammenfassender Wiederholungen, 
endlich die fehlerhafte oder schiefe Wiedergabe des Vortrags seitens 
der Schüler. Ja, sagen nun andere Geschichtslehrer, wenn aber ein 
leidlich gutes Lehrbuch den Schülern in die Hand gegeben wird, was 
bleibt dann noch für den Lehrer zu thun übrig? Diesen Einwand habe 
ich, offen gestanden, niemals fassen können. Denn angenommen, es 
gäbe ein nach Form und Inhalt tadellos verfaßtes Lehrbuch, so hätte 
der Lehrer immer noch eine äußerst schwierige und dankbare Aufgabe 
zu lösen, nämlich die Übermittelung des Lehrstoffes an die Schüler in 
einem freien, fröhlichen, Verstand und Gemüt erfrischenden Vortrage; und 
das erscheint mir als das höchste Ziel einer gediegenen Lehrweise, vor¬ 
ausgesetzt, daß der Lehrer sich an den Gang und den Lehrstoff des ein-
	        
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