Full text: Das Alterthum (Theil 1)

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fluß wieder herstellen wollte, rettete der Alkmäonide Klisthenes, Sohn 
des Megakles, die Freiheit des Volkes durch eine demokratische Reform 
der solonischen Verfassung 509. Um die Verbindung des Adels mit 
dem Demos zu lösen, wie sie die Einrichtung der vier Phylen bedingte, 
setzte er an ihre Stelle 10 neue geographische Phylen, von denen 
jede in 10 Demen zerfiel, die ihre durch Wahl ernannten Vorsteher 
hatten. 2 Demen bildeten eine Naukrarie. Die Bule wurde in 
Folge der neuen Eintheilnng ans 500 Mitglieder erhöht, wozu aus 
jeder Phyle jährlich 50 durch das Loos gewählt wurden. Jede Phyle 
hatte die Prytanie 35 oder 36 Tage; bei jedem Wechsel (10 Mal im 
Jahre) eine Volksversammlung. Auch die gleichmäßig aus jeder Phyle 
gewählten Heliasten wurden vermehrt, doch erreichte ihre Zahl erst 
später 6000. Um die Wiederkehr der Tyrannis zu verhüten, wurde das 
Scherbengericht (Ostracismns) eingeführt, wodurch Parteihäupter von 
zu großem Einfluß mit mindestens 6000 Stimmen gewöhnlich auf 10 
Jahre verbauut wurden, ohne jedoch eine Einbuße an ihrer Ehre oder 
an ihren Gütern zu erleiden. 
Der Versuch des Eupatridenführers Jsagoras, mit Hülfe der 
Spartatter unter Kleomenes die Demokratie zu vernichten, hatte nur 
einen vorübergehende» Erfolg. Athen erstarkte vielmehr durch die Be- 
siegung der mit Sparta verbundenen Böoter und Chalcidier, während 
die Fehde mit den Aegineten seine Seemacht entwickelte. Das eroberte 
Ehalcis muffte den adeligen Grundbesitz an 4000 attische Bürger (Klern- 
cheu) abtrete». — Jetzt erst trete« die Reformen des Klisthenes in das 
volle Leben, da die Eupatrideu sich mit ihnen aussöhnen, die darauf in 
den wichtigste» Ereignissen der Folgezeit ihre Kraft dem Gefammtwillen 
dienstbar machen. 
§ 16, Cultur. 
1. Der den Hellenen innewohnende Schönheitssinn durchdrang alle 
Aeußeruugen des Lebens und hob sie in eine höhere Sphäre. Das 
poetische Gefühl fand seinen ersten Ausdruck in den Hymnen bei gottes- 
dienstlichen Handlungen. Erst in den kriegerischen Zeiten der Wände- 
rnngen entstand aus der religiös-lyrischeu die epische Poesie, welche 
ihre Blüthe bei den Joniern in Kleinasien erlangte. Hier entstanden 
um 900 v. Chr. die Dichtungen Homers, von Mehreren verfasst und 
alö Lieder von den Rhapsoden vorgetragen. Erst Pisistratus ließ sie 
in die Epen Jlias und Odyssee zusammenfügen, während ihr Sagen-
	        
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