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gebildete, geniale und uneigennützige Thebaner Epaminondas durch
die Vervollkommnung des Kriegswesens und kühne Benutzung der Ver-
Hältnisse auf die Niederwerfung Spartas hin. Theben wurde wieder
zum Vorort des böotischen Bundes erhoben, doch gab die Zerstörung
der ihm feindlichen Städte Platää und Thespiä eine Veranlassung
zum Bruch mit Athen. Die eifersüchtigen Athener wandten sich an
Sparta, wo auf einem Congreß 371 die Grundlagen des antalcidi-
schen Friedens wieder festgestellt wurden. Da Epaminondas sich
weigerte die böotischen Städte freizugeben, schloß man Theben vom
Frieden aus. Die Lacedämonier unter Kleombrotus rückten in Böotien
ein, aber die Schlacht bei Leuktra Juli 371 war wider Erwarten
ein herrlicher Sieg der Thebaner, den Epaminondas, mit der von
ihm geschaffenen Phalanx, durch seine schiefe Schlachtordnung er-
rang. (Ihre Wirkung bestand in dem Angriff, der von einem ver-
stärkten Flügel ausging.) Die Zahl der fliehenden Spartaner war
so groß, daß Agesilans später rieth die Gesetze gegen die Feldflüch-
tigen für diesmal schlafen zu lasse». Dennoch ertrug man in Sparta
die Niederlage musterhaft, obwohl sie zur Folge hatte, daß die Aristo-
kraten und Oligarchen überall in den griechischen Staaten verfolgt
und ermordet wurden. Am erbittertsten geschah es in Argos, wo man
die aristokratischen Bürger mit Knütteln erschlug (Skytalismus).
3. Zugleich mit der Machtentwickelnng Thebens war auch Thessa-
lien in den Vordergrund getreten. In Thessalien, das in einzelne
Staaten zerfiel, wurde ein leibeigener Bauernstand (Penesten) durch
einen ritterlichen Adel beherrscht, von denen Einzelne zuweilen in ihren
Staaten Tyrannen wurden. Während der Befreiung Thebens war
Jason von Pherä Oberfeldherr (Tagos) von ganz Thessalien, das
er durch seine Eroberungen vergrößert hatte, bis er sich zuletzt mit
vorsichtiger Politik auch in die griechischen Angelegenheiten mischte.
Nach der Schlacht bei Leuktra glaubten die Thebaner in ihm einen
Bundesgenossen zu finden, doch der schlaue Thessalier, welcher auf die
Vergrößerung seines eigenen Ansehens bedacht war, brachte dagegen
eine Vermittlung zu Stande, wonach die Lacedämonier ungehindert
ihren Rückzug antraten. Mit der Ermordung Jasons, die bald darauf
erfolgte, verschwand die Gefahr einer nordhellenischen Hegemonie.
4. Der Tod des thessalischen Tyrannen gab den Thebanern
wieder freie Hand. Epaminondas zog 369 in den Peloponnes, wo
er mit seinem Heere, das von Argos, Elis und Arkadien aus ver-
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