Full text: Griechisch-römische Altertumskunde

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auf den Gesichtsausdruck. Über den Körperbau hatte er eingehende 
Studien gemacht, die er in einer besonderen Schrift veröffentlichte. 
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§ 50. Die Zeit des Praxiteles, 404-338. 
Den Götterbildern wird die unnahbare Majestät in ihrem ganzen 
Aussehen genommen, sie werden sogar in rein menschlicher Lage und 
Handlungsweise dargestellt. Dafür strebten die Künstler nach mög- 
lichster Anmut in Ausdruck und Bewegung. Auch fing man an, Gruppen 
zu bilden, während man vorher nur einzelne Personen dargestellt hatte; 
und zwar bildete man zuerst eine Hauptperson mit einer Nebenperson, 
vereinigte aber schon recht bald zwei Hauptpersonen zu einem Bild¬ 
werke. 
Die Bildwerke aus dieser Zeit gehören fast nur der attischen 
Schule an, deren Hauptvertreter Kephisodotos, sein Sohn Praxiteles 
und dessen Nebenbuhler Skopas sind. Von Kephisodotos stammt 
die madonnenartige (Eirene mit dem Plutosknaben, von Praxiteles 
der Hermes mit dem Dionysosknaben, der Hermes Farnese, der Apollon 
Sauroktonos, die Demeter von Knidos und ein jugendlicher Satyr, 
sein berühmtestes Werk war die Aphrodite von Knidos. Seinem Neben¬ 
buhler Skopas gehören an der Apollon als Kitharöde und wahrsch. 
auch die Sophoklesstatue und die Niobidengruppe. Zudem durften 
vier Götterbilder: der Jeus von Otricoli, die Hera Ludovisi, die Athena 
Giustiniani und die Aphrodite von Melos dieser Zeit zuzurechnen fem, 
und zwar sind sie vermutlich selbständige Nachbildungen der beruhm- 
testen Götterbilder aus der Zeit des Pheidias, nämlich des °''OmPtlcheri 
Zeus, der argivischen Hera, der Athene Parthenos und einer Aphrodite 
des Pheidias. 
In den Niobiden ist der Moment dargestellt, wo das furchtbare 
Geschick über die Söhne und Töchter der Niobe, Königin von Theben, 
wegen ihres Frevels an der Göttin Latona plötzlich hereinbricht, die 
ahnungslos vom Unglück ereilten Niobiden sind teils verwundet, teils 
suchen sie sich vor den todbringenden Pfeilen zu schützen, alle aber 
streben sie der in der Mitte befindlichen Mutter zu, die herbeigeeilt ist, 
das jüngste Töchterchen zu bergen. Der Künstler hat es verstanden, 
die größte Mannigfaltigkeit zu erreichen, obwohl doch alle vom gleichen 
Geschicke befallen sind; das ist ihm gelungen zunächst durch die An¬ 
nahme, dak die Pfeile nicht von einer, sondern von den verschiedensten 
Seiten heranfliegen, ferner durch die Fürsorge, die manche Personen 
für andere zeigen. 
Die hellenistische Seit, 338-146. 
§ 5V a) Zeit des Lqfippos, 338-323. 
Charakter des Zeitraumes 338-323. Di- Zeit von der 
Knechtung Griechenlands bis zum Tode Alexanders des Großen ist eine
	        
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