Full text: Die Neuzeit (Teil 3)

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Boston verbanden (1774), beschloß das englische Parlament (gegen die Stimme des 
älteren Pitt) militärische Unterdrückung des Aufstandes. Das Treffen bei Lexington 
(in Massachusetts, 1775) bezeichnet den Beginn des achtjährigen Kampfes zwischen den 
englischen Söldnern^ und den neugebildeten amerikanischen Milizen. 
Washington. An die Spitze des nordamerikanischen Volksheeres trat 1775 
Georg Washington, der schon im englisch-französischen Kolonialkriege mitgekämpft hatte, 
dann aber ins Privatleben zurückgetreten war, damals 43 Jahre alt, als Mensch, 
Feldherr und Staatsmann gleich achtungswert. Unter ihm dienten der Franzose 
Lafayette, der Deutsche Steuben und der Pole Kosciuszko. 
Franklin. Das Bündnis mit Frankreich vermittelte Benjamin Franklin, 
damals 72 Jahre alt, durch eigene Kraft zu einer einflußreichen Stellung gelangt2, 
erst Buchdrucker und Schriftsteller, dann Generalpostmeister, auch Vertreter Penn- 
sylvaniens in England, seit 1776 Gesandter in Frankreich, wo ihn die Gebildeten als 
einen Aristides oder Cato bewunderten. (Der Präsident der französischen Akademie 
begrüßte Franklin mit Beziehung auf dessen Erfindung des Blitzableiters mit dem 
Verfe: Eripuit caelo fulmen, sceptrumque tyrannis.) 
Indem die Regierungen von Frankreich und Spanien ohne Rücksicht auf das 
royalistische Interesse in den Krieg eintraten, gedachten sie England zu schwächen und 
die verlorenen Kolonien wiederzugewinnen. Aber da einerseits der kostspielige Seekrieg 
die Staatsschuld Frankreichs vermehrte, andererseits das Vorbild eines freiheitlichen 
Gemeinwesens die Unzufriedenheit mit den heimischen Zuständen nährte, wurde die 
Revolution vorbereitet. 
Die Waffenstreckung des Lord Cornwallis mit 7000 Mann bei Aorktown (in 
Virginien unweit der Chesapeakebai, 1781) bewies endgültig die Überlegenheit der 
von England anfangs unterschätzten nordamerikanischen Bürgertruppen. 
Die Verfassung der Union. Im Jahre 1787 gaben sich die Vereinigten 
Staaten eine Verfassung: die einzelnen Staaten sind in der Verwaltung selbständig, 
die Gesetzgebung hat der Kongreß in Washington. Derselbe besteht aus einem 
Senat (Oberhaus), zu welchem jeder Einzelstaat zwei Vertreter schickt, und einem vom 
Volk gewählten Repräsentantenhaus (Unterhaus). Die vollziehende Gewalt hat der 
durch indirekte Wahl (d. h. durch Wahlmänner) auf vier Jahre zu wählende 
Präsident. — Von 1789—97 war Washington Präsident der Union; er brachte die 
Aussöhnung und einen Handelsvertrag mit dem englischen Mutterlande zustande; beim 
Ausbruch der Französischen Revolution vermied er jede Unterstützung der Umsturz- 
Parteien in Paris. 
3. Die Eroberung Ostindiens. Für den Verlust Nord- 
amerikas wurde England durch die große Erweiterung seiner ostindischen 
Besitzungen entschädigt. Unter Robert Clive (seit 1751) und Warren 
Hastings (seit 1773) errang die Ostindische Kompagnie die Oberherrschast 
über die von den Franzosen unterstützten einheimischen Fürsten Hyder 
Ali und dessen Sohn Tippo Saib. Nachdem der letztere bei der Er- 
stürmung seiner Residenz Seringapatam (im südwestl. Dekhan) gefallen war 
(1799), war die englische Herrschast in Ostindien gesichert. 
1 Dieselben waren meist Deutsche; vergl. S. 120 und Seumes Lebens¬ 
beschreibung; auch Gneisenau diente als Offizier unter diesen Scharen. 
3 Vergl. die Selbstbiographie dieses Urbildes eines Anglo-Amerikaners und 
„Selfmademan".
	        
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