3. (Der erste Türkenkrieg 1526—29). Im Einverständnis mit dem
französischen König war Sultan Soliman II. der Prächtige (1520—66),
der schon 1521 Belgrad erobert hatte, in Ungarn eingedrungen (1526). Der
junge König von Böhmen und Ungarn, Ludwig II., kam auf der Flucht
aus der unglücklichen Schlacht bei Mohäcs um (1526). Nachfolger dieses
letzten slavischen Königs von Böhmen und Ungarn wurde sein Schwager
Ferdinand, der schon 1521 von seinem Bruder Karl V. die deutsch*
Habsburgischen Länder erhalten hatte. Um Ungarn mußte Ferdinand mit
Johann Zapolha kämpfen, dem Woiwoden (Statthalter) von Siebenbürgen,
der an Soliman einen Beschützer sand. Im Herbste 1529 belagerte der Sultan
Wien, zog aber nach vergeblichen Stürmen wieder ab.
Bei der dreiwöchentlichen Verteidigung Wiens kam das durch Maximilian ange-
schaffte Geschütz zustatten.
4. (Der zweite Krieg mit Franz I.). Sofort nach feiner Freilassung
verband sich Franz I. mit dem Papste Klemens VII., sowie mit Heinrich VIII.
von England, Franz Sforza und Venedig, um die Übermacht des Kaisers zu
brechen, in der heiligen ßigue (1526). Allein in dem nun beginnenden zweiten
Kriege (1527—29) waren die kaiserlichen Waffen abermals siegreich. Nachdem
Rom erstürmt war (6. Mai 1527), mußte sich der Papst von dem Bunde
trennen und eine große Kriegssteuer' zahlen. Ein französischer Angriff auf
Neapel mißlang, da der Führer der genuesischen Flotte (Andreas Doria) auf
die Seite des Kaisers übertrat. Im Frieden zu Cambrai (1529) entsagte
Franz I. abermals allen Ansprüchen ans Italien, behielt aber Burgund.
Mailand verblieb dem Franz Ssorza; der Kaiser empfing am 24. Februar 1530
zu Bologna von Klemens VII. die Kaiserkrone.
Das gegen Rom ziehende Söldnerheer war durch das Ausbleiben des Soldes
erbittert. Nachdem Frnndsberg angesichts einer Meuterei der Söldner vom Schlage
gerührt war, übernahm Bourbou die Führung. Derselbe fiel bei dem Sturme auf
die (schlecht verteidigte) Stadt2. Rom wurde schonungslos geplündert („ü sacco ).
Klemens VII., wie Leo X. aus dem Hause Mediä, verzichtete auf seine bis-
herige Politik, welche eine Befreiung Italiens von der Fremdherrschaft bezweckte, gegen
das Versprechen des Kaisers, die mediceische Herrschaft in Florenz wieder aufzurichten.
Zugleich verbanden sich die beiden höchsten Mächte der Christenheit zu nachdrücklicher
Bekämpfung der Ketzer.
Der Friede von Cambrai heißt der Damenfriede, weil ihn des Kaisers
Tante, Margarete von Österreich, und Franz' I. Mutter, Luise von Savoyen, ver-
mittelten.
Bei der Krönung in Bologna war das Reich nur durch den Kaiser, durch
einige zufällig anwesende deutsche Fürsten und durch die Söldner vertreten.
1 400000 Skudi (1 Skudo d. i. Schildtaler — 5 Mark).
2 Vgl. die von Goethe übersetzte Lebensbeschreibung Benvenuto Cellinis.