§98. Friedrichs des Großen Jugend und Regierungsantritt. 145
zugetan. Dort seinem 7. Jahre an wurde seine Erziehung von Männern
geleitet, denen der König die Vorschrift erteilte, den Kronprinzen zu einem
frommen Christen, einem sparsamen haushalter, einem tüchtigen Soldaten
auszubilden.
2. Friedrich im Zwiespalt mit seinem Vater, aber Friedrichs sm mit
reichbegabter Geist fand in der ihm dargebotenen Nahrung kein volles Ge- öemDater
nüge; er wandte sich lieber der französischen Literatur und dem
F1 ötenspie 1 zu. Das war nicht nach dem Sinne des Vaters. „Fritz ist
ein Querpfeifer und Poet," meinte er; „er macht sich nichts aus den Soldaten
und wird mir meine ganze arbeit verderben." Nach einem Besuch an
dem üppigen Dresdener Hofe zeigte sich Friedrich mehrfach leicht¬
sinnig und unwahr; er wurde von dem tiefgekränkten Vater deshalb mit
Verachtung und härte behandelt. Die Bemühungen feiner Mutter, ihn mit
einer englischen Prinzessin zu vermählen, steigerten den Groll des Königs, und
Friedrichs versuch, gelegentlich einer Rheinreise 1730 nach Eng- Kiedrichs
l and zu entfliehen, brachte den Zwiespalt zum Höhepunkt. Der König
liefe seinen Sohn nach der Festung Küstrin in Gewahrsam bringen und Aufenthalt
stellte ihn vor ein Kriegsgericht, das ihn als Deserteur zum Code verurteilen mKüftrm
sollte. Die Vorstellungen anderer Höfe und die Einsprache der geschätztesten
preußischen Generale retteten dem Kronprinzen das Leben; dagegen wurde
sein Freund, der Leutnant vonKatte, der ihn bei seinem Fluchtversuch
unterstützt hatte, vor seinen äugen zum Tode geführt.
3. Ausgleich des Zwistes. Dies schwere Leid erweckte die Reue
des Prinzen; er bat den König um Verzeihung und wurde aus der strengen
Haft entlassen. Doch mußte er noch längere Zeit an der Kriegs- und
Domänenkammer in Küstrin zu seiner ausbildung arbeiten. Er
machte sich so eifrig mit der Staatsverwaltung bekannt, daß er sich nicht
nur die volle Verzeihung, sondern auch die anerkennung und Liebe des
Vaters erwarb. Friedrich wurde nun Oberst eines Regiments zu Rupp in Vermählung
vermählte sich auf Wunsch seines Vaters mit der Prinzessin Elisabeth 5rie6rid,s
von Braunschweig und verlebte auf dem Lustschlosse Rheinsberg auf-nth««
(in der Nähe von Ruppin), das ihm der König schenkte, im Genüsse der "ZT'
Künste und Wissenschaften mit vertrauten Freunden mehrere glückliche
3ahre. Gelegentlich des polnischen Thronfolgekrieges begleitete Friedrich
die preußischen Truppen (1734) an den Rhein und erwarb sich hier durch
(Eifer und Unerschrockenst von dem alten Kriegshelden p r i n 3 (E u g e n
das Zeugnis, daß er ein großer Feldherr zu werden verspreche. Getreulich
stand er seinem Dater in dessen letzter Krankheit zur Seite, so daß dieser ihn
einst umarmte und ausrief: „Mein Gott, ich sterbe zufrieden, da ich einen
so würdigen Sohn und Nachfolger habe."
Hnbra, Cehtbnd? d. Gesch. f. höh. Mädchenschulen. II. " ^ '