Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

48 Zeitalter des krassen Absolutismus (von 1648—1740). 
zügigkeit, als das Gepräge kleinstaatlicher Großtuerei, und dennoch erzielte 
fie einen nicht unbedeutenden Erfolg durch die Erwerbung der preußischen 
Königskrone. Die Rangerhöhungen Hannovers, dessen neuer Kurfürst 
(seit 1692) Aussicht auf die Krone Englands hatte, und Augusts des 
Starken von Sachsen zum Polenköniy (1697) stachelten die Eifersucht des 
ehrgeizigen, prachtliebenden Brandenburgers, der es nicht verwinden konnte, 
Gleichstehenden den Vortritt zu lassen. In der Tat schloß die in Etikette- 
uud Rangfragen peinliche Zeit aus Äußerlichkeiten beim Auftreten der 
Fürsten oder ihrer Gesandten auf die Bedeutung des Staates, uud insofern 
maß Friedrich der Große, dessen Geist über solche Nebensächlichkeiten erhaben 
war, dem Königstitel, den sein Großvater durch Krontraktat (1700) nach 
längeren Verhandlungen, bei welchen durch ein seltsames Mißverständnis 
ein Pater beteiligt war, vom Kaiser gegen Zusicherung von 8000 Mann 
Hilfstruppen für den bevorstehenden Krieg erwirkte, eine hohe Bedeutung 
Krönung ißei. Am 18. Januar 1701 fetzte Friedrich III. sich und feiner Gemahlin 
1 iVol" Sophie Charlotte von Hannover zu Königsberg unter außerordent¬ 
lichem Gepränge die Krone aufs Haupt, nachdem er tags zuvor den Orden 
des Schwarzen Adlers mit der Devise „Suum cuique" gestiftet hatte. 
Um Verwicklungen mit Polen vorzubeugen, nannte er sich „König in 
Preußen"; erst nach der Erwerbung von Westpreußen gebrauchte fein 
großer Enkel den Titel „König von Preußen". In den großen poli- 
tischen Fragen der Zeit hätte dieser wie der Große Kurfürst ohne Zweifel 
ein gewichtigeres Wort gesprochen, als Friedrich III. Dieser begnügte 
sich, als Reichsfürst seine Pflicht zu erfüllen und ließ seine Brandenburger 
sür ben Kaiser gegen die Reichsfeinde fechten, anstatt beizeiten in den 
Erwer- Nordischen Krieg einzugreisen und sich Vorteile zu sichern. Dnrch Erb- 
bungcn. gewann er nach dem Tode Wilhelms III. von Oranien die Länder 
Lingen, Mörs (1702) unb Neueuburg (in der Schweiz) (1707). durch 
Kauf die Grafschaft Tecklenburg. 
Günstlings- Solange Friedrich dem Rate feines Erziehers Eberhard von Danckel- 
Wirtschaft mmm herrschte Ordnung in den Finanzen. Nach dessen Sturze 
(1697) übten selbstsüchtige Günstlinge ihren Einfluß auf den Fürsten zum 
Unheil für das Volk, das unter dem Druck schwerer, durch die Ver- 
schwendung am Hofe gesteigerter Steuern seufzte und den drei W Warten¬ 
berg, Wittgenstein und Wartenslebeu fluchte. 
Wissenschasi Gediegeneren Glanz, als der Flitter des äußeren Prunkes, verlieh 
nnd bem Berliner Hofe die Pflege der Kunst und Wissenschaft durch die 
geistvolle Sophie Charlotte, deren Landsitz zu Charlottenburg der Sammel- 
Punkt für Gleichgesinnte bildete. Auf ihre Veranlassung schrieb der große 
Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646—1716) seine „Theo- 
dicee" d. h. eine Schutzschrift wider die Anklage, daß Gott der Urheber 
der Sünde und des Übels fei. Er war der erste Präsident der auf seinen 
Rat in Berlin begründeten Sozietät (Akademie) der Wissenschaften (1701).
	        
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