fullscreen: Themata zu deutschen Ausarbeitungen für reifere Gymnasial-Schüler

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iv. Goethe's natürliche Tochter und Euripides' Elektra. 
Vergleichungspunkte. 
1. Verderbtheit der höheren Stände. (Ist zu schildern.) 
2. Rechtschaffenheit in den niederen Schichten. (Ist zu schildern.) 
3. Ein Kind aus höheren ständen, ausgestoßen und bedroht in sei¬ 
ner Lage, rettet sich oder wird gerettet durch ein Unterkommen im niederen 
Stande. Es ist beiderseits eine Scheinehe, in der sie sich rettend verbergen. 
Genauere Ausführung des Angegebenen. 
4. Besserung der Zustände ist nicht möglich ohne den Sturz der Re¬ 
gierenden, weil diejenigen, welche die Gesetze handhaben, selbst die Ver¬ 
brecher sind. (Eugcnie sucht Hilfe bei allen Ständen nach der Reihe, und 
findet, daß sie alle gelähmt sind durch die Macht oben. Elektra, in gleicher 
Lage, kann blos aus Hilfe von außen hoffen.) 
5. Die beiden Heldinnen wirken selbst mit zur Herbeiführung einer 
neuen Zeit, und erleben deren Anbruch. 
6. Euripides lebte in einer ähnlichen Zeit wie Goethe, insofern seit 
den Perserkriegen das Bürgerthum in Griechenland die Stelle des Adel- 
thums eingenommen hatte, und Euripides zumal ist ein bürgerlicher Dichter. 
Vergl. Elektra p. 366—390. 
v. Schillers Thekla und Euripides' Polyrene. 
1. Eine jede von beiden ist ein Ideal im Sinne ihres Dichters, und 
man kann aus ihnen einen Schluß auf die Denkart dieser machen. 
2. Thekla spricht: „Was ist das Leben ohne Liebesglanz? Ich 
werf es weg, da sein Gehalt verloren". Polyxene spricht: ayirj/ii d/n/iid- 
zto v eXevb'SQcov cpeyyog zdö\ c^Aiör] jtQoozLÜ-aig e/Liov ds/Liag.*) 
Beide wollen sagen, daß das Leben kein Leben mehr sei, wenn es seinen 
höheren Gehalt eingebüßt habe. 
3. Die Polhxene bezeichnet ihre Lage mit folgenden Worten: ovi 
eXrcldog ydo ovie zov dntgtjg oqco ■O'dcQaog tzclq' fj/uiv, wg noz’ ev 
ngd^sLv /ne yQ-rj. Die Thekla aber sagt: „Es geht ein finstrer Geist durch 
unser Haus, und schleunig will das Schicksal mit uns enden". 
4. Thekla folgt freiwillig ihrem Bräutigam ins Grab, Polhxene ge¬ 
zwungen (denn auch sie war einst mit dem Achill verlobt gewesen/und das 
war der letzte schöne Tag in ihrem Leben), beide weil das Leben ihnen 
keine Freude mehr bieten kann. 
5. Thekla verschwindet gleich einer Nachtigall, als die schöne Zeit 
vorbei ist, unerwartet und so plötzlich, als sie aus dem Kloster in die Welt 
gekommen ist. Polhxene ist keine solche zarte Pflanze, sondern bei all' ihrer 
Idealität eine gesunde griechische, an Luft und Witterungswechsel gewöhnte 
Natur. Das beweist ihr heldenhaftes Benehmen bei der Opferung. 
6. Euripides und Schiller schaffen beide ideale Gestalten nach den 
Grundsätzen ihrer Philosophien. 
*) Die angezogenen Stellen müssen hübsch übersetzt werden.
	        
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