Gregor VII. mußte sich in die Engelsburg flüchten, als Rom seine Thore
öffnete. 1084 zog Heinrich in Rom ein und ließ sich von dem von ihm er-io&i
nannten Papst Klemens III. znm Kaiser krönen. Er wurde zwar von den
Normannen, welche unter ihrem Herzog Robert Guiscard aus Unter-
Italien dem Papst Gregor zu Hülse eilten, zum Abzüge genötigt; aber der
Papst selbst mußte sich in den Schutz der Normannen begeben, welche ihn
nach Salerno in Sicherheit brachten, wo er bald darauf starb.
Seme letzten Worte waren: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt mtb das
Unrecht gehaßt; deshalb sterbe ich in der Verbannung."
2. Da Heinrich den von ihm selbst eingesetzten Papst nicht aufgeben
wollte, so wurde der Kampf vou Gregors Nachfolgern fortgesetzt. Man
brachte seinen eigenen Sohn Konrad znm Abfall, und als dieser bald darauf
starb, empörte sich auch sein anderer Sohn Heinrich. Als der Vater ein
starkes Heer ausbrachte, lockte ihn der Sohu durch Vorspiegelung der Reue
und trügerische Zusicherungen auf eine Bnrg an der Lahn, wo er ihn wort-
brüchig gefangen nahm und zur Abdankung zwang (Dez. 1105). Er entkam nor>
nach Lüttich, wo er unter der treu gesinnten Bevölkerung neue Streit¬
kräfte sammelte, als er starb. Erst nach 5 Jahren durste seine Leiche in noe
Speyer in geweihter Erde zur Ruhe gebracht werden. — In den schweren
Stampfen, in welche er durch persönliche Schuld und äußere Verhältnisse ver-
wickelt worden war, hatte sich sein Sinn geläutert. Doch hatte er trotz großer
Eigenschaften beim besten Willen gegen seine mächtigen Widersacher, das
Papsttum einerseits und die widerspenstigen Fürsten anderseits, nicht durch¬
dringen können.
3. Heinrich V. (1106 — 1125) zeigte sich nach seiner Thronbesteigung "K
nicht gewillt, die päpstlichen Ansprüche wegen der Investitur zu befriedigen.1125
Er zog vielmehr nach Rom und zwang den Papst, sowohl ihn zum Kaiser
zu krönen, als auch sein Jnvestiturrecht anzuerkennen. Da aber eine römische
Synode diese Abmachung verwarf, so entbrannte der Jnvestiturstreit von
neuem, bis er durch das Worms et Konkordat (Vereinbarung) 11221122
erledigt wurde. Darnach wurde der Bischof oder Abt a) als weltlicher Leheus-
träger oder Reichsfürst vom Kaiser mit dem Seepter und hierauf b) als
geistlicher Würdenträger vom Papste mit Ring und Stab belehnt. Doch
wurde auch durch diese Lösung der Jnvestitursrage die bischöfliche Gewalt
mehr als früher in Abhängigkeit vom Papste gebracht und dem Reiche ent-
fremdet. Mit Heinrich V. erlosch das fränkische Königshaus.
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