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Israel, der Enkel Abrahams, ist der eigentliche Stammvater des Volkes
Israel. Dieser wanderte (etwa 1550) mit seinen Söhnen nach Ägypteniöüo
aus, wo ihnen die Weidetrift im Lande Gosen, rechts vom östlichsten Nilarm
überlassen wurde. Unter Ramses II. wurde das aus dem Hirtenstamm in
zwei Jahrhunderten erwachsene streitbare Volk so hart bedrückt, daß es
unter der Führung des Mose aus dem Stamme Levi aufbrach, um Über 1330
das Rote Meer durch die Sinaihalbinsel nach dem Lande der Väter zurück-
zukehren. Am Sinai gab Mose dem Volk die in zehn Geboten zusammen-
gefaßte Grundlage seines religiösen und sittlichen Lebens, durch dessen Ernst
und Würde das flehte Volk seine große weltgeschichtliche Bedeutung erhielt.
Zugleich gab er ihm die Grundzüge seiner bürgerlichen Verfassung, indem
er die einzelnen Geschlechter in zwölf Stämme zusammen ordnete, von denen
der Stamm Levi als' der priesterliche ausgesondert wurde. Mose führte das
Volk auf weiten Umwegen in das Ostjordanland, von wo aus sein Nach-
folger Josita erobernd in das Land Kanaan eindrang, das unter die Stämme
verteilt wurde. Während der nächsten zwei Jahrhunderte war der staatliche
Zusammenhang der eiuzelnen Stämme gelockert und die Reinheit der Jehovcch
(Jahve)-verehrung vielfach durch Götzendienst getrübt. Dies erleichterte die
Angriffe der heidnischen Kanaan Her, die zeitweilig von gottbegeisterten
Kriegern siegreich zurückgewiesen wurden, wie von Gideon, Jephta und der
Heldin Deborah.
Man nannte sie Richter, weil sie auch in Friedenszeiten die höchste
Gewalt behaupteten. Eine größere Gefahr drohte von den Philistern, welche
Simson nur vorübergehend zurückwies; selbst die Bttudeslade siel nach einer
verlorenen Schlacht in ihre Hände. Da trat Samuel, der letzte Richter
und erste Prophet, att die Spitze des Volks, der durch Pflege des religiösen
Sinns (Gründung von Prophetenschulen) dem Volke eine höhere Wider-
standskraft zu verleihen suchte, aber die äußere Bedrängnis nicht abzuwenden
vermochte. In dieser Not trat Saul aus dem Stamme Benjamin an die
Spitze einer mutigen Schar seiner Landsleute und wurde, nachdem er die
Ammoniter geschlagen hatte, zum König erhoben. 1055
§. 6. Das Weich unter Königen. Trennung und Untergang.
1. Saul brach in mehreren Kämpfen das Übergewicht der Philister,
überwarf sich aber mit Samuel, der im geheimen den Sohn des Jsai, David,
aus dem Stamme Juda salbte. Als Saul in einem neuen Kampf gegen
die Philister geschlagen worden war und sich in sein Schwert gestürzt hatte,
wurde David von Juda als König anerkannt. Seine Regierung bildet die 1033
Blütezeit des israelitischen Volkes; durch glückliche Kriege erweiterte er das